Page 18 - Selbstaufopferung und intelligente Verhaltensmuster bei Tieren
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SELBSTAUFOPFERUNG UND INTELLIGENTE VERHALTENSMUSTER BEI TIEREN

               Zweifel ist es Gott, Der über unendlichen Verstand und Macht verfügt und
               damit all die Eigenschaften der Lebewesen, von denen wir noch unendliche
               Beispiele sehen werden, hervorbringt und sie schlaue Pläne durchführen lässt,
               sie erschafft und all ihre Inspiration befielt.

                 Die Raupe des Atlasspinners kann
                 langfristige Pläne erstellen
                 Natürlich ist der Biber nicht das einzige Tier in der Natur, welches Verstand
               zeigt, plant und Berechnungen anstellt. Ein anderes der unzähligen Lebewesen,
               die auf diesem Gebiet erfolgreich sind ist – viel kleiner als ein Biber und eines,
               von dem man nicht die geringste Spur von Verstand oder Bewusstsein erwartet
               - nämlich eine Raupenart. Die Atlasspinnerraupe, die die Kaiserseide produ-
               ziert.
                 So wie andere Raupen auch, verbringt sie das Larvenstadium in einem
               Kokon. Wenn sie aus der Larve geschlüpft ist, versteckt sie sich, indem sie sich
               mit einem Blatt überdeckt. Die  Art, auf welche die Raupe diesen
               Abdeckvorgang durchführt, beruht auf einem hoch intelligenten Plan und ver-
               langt in jeder Stufe viel Geschick. Denn ein grünes, feuchtes Blatt rollt sich
               nicht ein und die Raupe könnte sich damit nicht wie mit einem schützenden
               Panzer abdecken; dieses Problem muss sie irgendwie lösen. Die Raupe löst dies
               auf die einfachste Art, die ihr in den Sinn kommt, die aber gleichzeitig den
               Zweck erfüllt. Zuerst beißt sie den Blattstiel ab. (Doch zuvor bindet sie das
               Blatt, damit es nicht hinab fällt, mit einem Faden fest an den Ast.) Als unaus-
               weichliche Folge dieses Vorgangs beginnt das Blatt auszutrocknen und nach
               einer  Weile wellt es sich. Ein trocknendes Blatt rollt sich gleichzeitig ein.
               Daher erhält die Raupe innerhalb von einigen Stunden ein ideales Blattrohr, in
               das sie sich verkriechen kann.
                 Auf den ersten Blick mögen Sie denken, dass diese Raupe Verstand gezeigt
               hat und sich einen sicheren Schutz gebaut hat. Das stimmt zwar, allerdings hat
               die Raupe nicht nur ein gutes Versteck in dem Blatt gefunden, sondern hat sich
               auch zu einer leichten Beute gemacht. Denn ein trockenes Blatt erregt wegen
               seiner unterschiedlichen Farbgebung schnell die Aufmerksamkeit von Vögeln
               und das bedeutet das Ende der Raupe.
                 An diesem Punkt macht die Raupe eine weitere Erfindung und bewahrt sich
               selber davor, die Aufmerksamkeit der Vögel auf sich zu ziehen und somit ge-
               fressen zu werden. Die Raupe stellt um dieses Problem zu lösen,



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