Page 19 - Selbstaufopferung und intelligente Verhaltensmuster bei Tieren
P. 19

Bewusstsein im Tierischen Verhalten

             Wahrscheinlichkeitsberechnungen an wie ein Mathematiker. Außer dem Blatt,
             in welchem sie Unterschlupf finden möchte, bearbeitet sie noch fünf bis sechs
             weitere auf dieselbe Art und bindet sie in der Nähe ihres Blattes mit einem
             Faden an. Auf diese Art ist nicht ein trockenes Blatt an dem Baum, sondern
             sechs bis sieben und nur in einem davon versteckt sich die Raupe. Die anderen
             sind leer und dienen als Fallen. Wenn also ein Vogel Richtung auf die trocke-
             nen Blätter einschlägt, so liegt die Wahrscheinlichkeit, dass er die Raupe erwi-
             scht, bei eins zu sechs. 3
               Dass dieses Verhalten bewusst ist, ist offensichtlich. Doch ist es möglich,
             dass eine Raupe mit einem mikroskopisch kleinen Gehirn und einem zutiefst
             einfachen Nervensystem ein so bewusstes, geplantes und intelligentes
             Verhalten aufweisen kann? Diese Raupe hat nicht die Denkfähigkeit, dass sie
             einige aufeinander aufbauende Gedankenschritte durchführen könnte. Es ist
             auch nicht möglich, dass die Raupe dies von einer anderen Raupe gelernt haben
             könnte. Im Grunde genommen ist sie sich nicht einmal der Gefahren bewusst,
             die auf sie lauern könnten. Wer ist dann der Urheber der Idee, ihre Feinde in die
             Irre zu locken?
               Falls Sie einem  Wissenschaftler, der die Evolutionstheorie vertritt, diese
             Frage stellen würden, wäre er niemals in der Lage, ihnen eine offene und ein-
             deutige  Antwort zu erteilen.  Allerdings gibt es einen Begriff, den die
             Evolutionstheoretiker immer dann verwenden, wenn sie keinen anderen
             Ausweg mehr sehen: Der Instinkt. Die Evolutionstheoretiker sagen, dass das
             Verhalten der Tiere durch Instinkt geleitet ist. In diesem Fall muss die erste
             Frage lauten, wie man Instinkt definiert. Wenn das Verhalten der Tier instinktiv
             ist, beispielsweise dass eine Raupe ein Blatt abschneidet, um sich damit zu be-
             decken, dann muss es einen Mechanismus oder eine Macht geben, die sie dazu
             veranlasst. Dieselbe Kraft müsste auch die Biber dazu veranlassen, ihre
             Staudämme und Bauten zu konstruieren. Und so wie es ich aus der
             Bezeichnung bereits ergibt, muss sich dieser Mechanismus oder diese Macht ir-
             gendwo im Inneren des Lebewesens befinden.




               Was ist der Ursprung des Instinkts?
               Die Evolutionstheoretiker verwenden das  Wort “Instinkt”, um einige
             Verhaltensweisen, welche Tiere von Geburt an haben, zu definieren. Doch die
             Frage, wodurch dieser Instinkt entstanden ist, wie das erste Mal ein instinktives



                                             17
   14   15   16   17   18   19   20   21   22   23   24