Page 45 - Selbstaufopferung und intelligente Verhaltensmuster bei Tieren
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inige Tiere verbringen ihr gesamtes Leben oder einen nicht uner-
                         heblichen Teil im Familienverband. Pinguine oder Schwäne zum
                         Beispiel bleiben ihr gesamtes Leben über einem einzigen Partner
                         treu. Elefantenkühe und Löwinnen bleiben bei ihren Müttern und
             sogar Großmüttern. 24
               Bei den Säugetieren gründet meist das Männchen eine eigene Familie. Zu
             diesen Familien gehören auch Weibchen und Jungtiere. Doch eine Familie zu
             gründen fordert insbesondere von ausgewachsenen  Tieren eine große
             Verantwortung. Das Männchen muss im Vergleich zu seinen alleine lebenden
             Artgenossen sehr viel mehr Beute erjagen. Außerdem muss es nicht nur auf sich
             alleine achten, sondern seine Aufmerksamkeit auf weitere Individuen auswei-
             ten. Für den Schutz der hilflosen Jungen muss er viel Zeit opfern.
               Man muss bedenken, dass ein Tier vielen Mühen und Gefahren ausgesetzt
             ist, wenn es eine Familie gründet und sich später um die Familienmitglieder
             kümmert. Warum entscheiden sich die Tiere für den beschwerlicheren Weg?
               Diese Entscheidung macht die Aussage Darwins “der Stärkste überlebt, die
             Schwachen werden ausgerottet und vernichtet” ungültig. Denn wie wir auf den
             folgenden Seiten anhand von vielen Beispielen sehen werden, werden in der
             Natur die Schwachen nicht unterdrückt, sondern meist von den Starken
             “zum Preis des Todes” geschützt.



               Das Wiedererkennen von Familienmitgliedern

               Für das Zusammenleben ist es vor allem wichtig, dass die einzelnen
             Familienmitglieder sich untereinander kennen. Selbst Tiere, die in Kolonien
             leben oder weitläufigen Revieren leben, kennen ihre eigenen Kinder,
             Ehepartner, Eltern oder Geschwister.
               Und jede Art hat eine andere Methode für die Wiedererkennung. Vögel, die
             am Boden nisten, erkennen ihre Jungen sowohl visuell als auch an der Stimme.
             Einer dieser  Vögel ist die Heringsmöwe, die ihre Jungen in sehr großen
             Kolonien aufzieht. Doch selbst wenn die Jungen außer Sichtweite sind, können
             sie einander anhand der Stimme erkennen und würden sie niemals verwechseln.
             Sollte sich ein fremdes Junges in das Brutgebiet verirren, wird dies sofort be-
             merkt und der Fremdling von dort vertrieben. 25
               Die Säugetiere erkennen ihre Jungen im Allgemeinen am Geruch. Gleich




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