Page 71 - Selbstaufopferung und intelligente Verhaltensmuster bei Tieren
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Die Opferbereitschaft von Tieren Innerhalb der “Familie”

             bereit sind, beginnen die Kaulquappen darin sich zu regen und zu bewegen.
             Wenn die mit einer geleeartigen Masse überzogenen Eier beginnen zu zittern,
             springen die Männchen auf und versuchen so viele davon wie möglich in ihr
             Maul zu nehmen. Die Eier werden in den aufgeblähten Stimmsack gelegt und
             dort entwickeln sich später auch die Jungen. Eines Tages schluckt der Kröte
             hintereinander ein paar Mal auf und gähnt plötzlich. Während dieses Gähnens
             schlüpfen die voll entwickelten Jungtiere aus dem Maul. 54
               Eine andere Krötenart, die in Australien beheimatet ist, verschluckt ihre Eier
             und behält sie jedoch nicht in einem gesonderten Innensack, sondern direkt im
             Magen. Doch während die Jungen auf diese Art vor der Außenwelt geschützt
             sind, sind sie mit einer anderen großen Gefahr konfrontiert. Denn wie wir wis-
             sen, produziert der Magen aggressive Säuren, die Eier zersetzen können.
             Deswegen würden die Jungen im Magen zersetzt werden, wenn diese starken
             Säuren produziert werden. Doch dagegen wurde gleich zu Beginn Abhilfe ge-
             schaffen.  Wenn das Krötenweibchen die Jungen verschluckt, wird die
             Produktion der Magensäure gestoppt und somit verhindert, dass der Nachwuchs
             verdaut wird. 55
               Einige Krötenarten nehmen die unterschiedlichsten Wege, um das Überle-
             ben ihrer Jungen zu sichern. Bei den Schwarzkröten zu Beispiel sammelt das
             Männchen nach dem Laichen die Eier mit seinen gefächerten Füßen zusammen
             und legt sie dem Weibchen auf den Rücken. Die Eier kleben an ihrer Haut fest.
             Die Haut beginnt dicker zu werden und die Eier versinken darin. Über den
             Eiern bildet sich ein dünnes Häutchen. Innerhalb von 30 Stunden werden die
             Eier unsichtbar und der Rücken des Weibchens wird wieder eben wie zuvor.
             Unter ihrer Haut entwickeln sich die Eier. Nach fünfzehn Tagen beginnen die
                                                         Kaulquappen am Rücken
                                                         des Weibchens sich zu be-
                                                         wegen. Am 24. Tag schla-
                                                         gen die jungen Kröten
                                                         Löcher in die Haut und ge-
                                                         langen ins Freie. Sie be-
                                                         ginnen zu schwimmen und
                                                         suchen sich im Wasser ein
                                                         sicheres Versteck. 56
                                                           Die in Europa behei-
                                                         matete Geburtshelferkröte
                Eine Kröte, die ihre Eier wochenlang auf
                ihrem Rücken transportiert.



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