Page 79 - Das Wunder des Auges
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HARUN YAHYA
se sogar nicht in der Lage) bekannte Objekte bei Hinsehen zu erkennen –
Visuelle agnosia genannt. 23
Für gesunde Menschen ist es schwer, sich diesen Zustand vorzustel-
len. Die Unmöglichkeit für die Kranken, „bekannte“ Objekte zu erkennen,
versetzt sie in eine hilflose Lage. Wenn man bedenkt, dass diese Symptome
nach der kleinsten Berührung des Gehirns auftreten können, wird es kla-
rer, dass das Organ, welches wir in unserem Kopf tragen, sehr empfindlich
ist.
Zwei Augen, eine Sicht – beidäugiges Sehen
Wir Menschen werden mit zwei Augen geboren aber fragen uns nie,
warum das so ist. Ist es ein Zufall, dass wir zwei haben oder gibt es dafür
einen besonderen Grund?
Jedes der zwei Augen hat eine andere Perspektive von der
Außenwelt, da sie voneinander einen Abstand haben (Abb. 2.7). Die bei-
den von den Augen gesehenen Bilder sind geringfügig unterschiedlich,
aber ergänzen einander. Das Gehirn ist in der Lage, die Tiefe und den
Abstand zu bestimmen, indem sie die Unterschiede vergleicht. Obwohl ein
einzelnes Auge nur ein zweidimensionales Bild sehen kann, stellt das
Gehirn ein dreidimensionales Bild her.
Unsere Interpretation der geringen Unterschiede zwischen diesen bei-
den Bildern ermöglicht es, dieses dreidimensional zu sehen. Wenn die bei-
den Bilder in den Augen getrennt erfasst werden, aber nicht vollständig im
Gehirn zusammengefügt würden, sähen wir doppelt – und zweidimensio-
nal.
Mittels eines einfachen Experiments können Sie die Unterschiede
zwischen den beiden Bildern sehen. Schauen Sie auf die Zweige eines
Baums, zuerst mit beiden Augen. Nach wenigen Momenten schließen Sie
ein Auge und schauen Sie weiter auf die Äste. Eine Minute später öffnen
Sie ihr Auge und Sie werden merken, dass die Äste „tiefer“ als vorher er-
scheinen.
Ein anderes Experiment ist, eine Nadel mit einem geschlossenen
Auge einzufädeln. Sie werden herausfinden, dass es unmöglich ist, da Sie
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