Page 34 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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Das Zerstörungswerk des Darwinismus in der Wirtschaft


                            Die meisten der amerikanischen Unternehmer, die den Raubtierkapitalismus aktiv betrieben, waren ur-

                       sprünglich gottgläubige Christen. Aber im Lauf der Zeit gaben sie unter dem wachsenden Einfluss des
                       Darwinismus ihren Glauben auf. So zum Beispiel Andrew Carnegie, der führende Stahlmagnat im Amerika des
                       19. Jahrhunderts. In seiner Autobiographie beschreibt er freimütig, wie er und seine Freunde den Täuschungen
                       des Darwinismus zum Opfer fielen.
                            Doch die Evolutionstheorie, deren Anhänger Carnegie wurde, war durch und durch falsch. Das hat der
                       weitere Gang der Wissenschaft nach Darwin eindeutig gezeigt. Das jedoch hat andere Tycoons nicht daran
                       gehindert, den gleichen Denkfehler wie Carnegie zu begehen und ihren Raubtierkapitalismus als wis-

                       senschaftlich gerechtfertigt zu betrachten. Deshalb hielten sie gnadenlose Konkurrenz für völlig gerechtfertigt,
                       um ständig noch mehr Geld zu machen und sich nicht einen Deut um Menschlichkeit und Altruismus zu
                       scheren.
                            Carnegie hielt Konkurrenz für ein Naturgesetz in der menschlichen Gesellschaft, und darauf baute er seine
                       Unternehmensphilosophie auf. Für ihn stand fest, dass dies zwar durchaus zum Schaden einiger, aber unter
                       dem Strich gut für das Überleben der  Rasse sei, weil es dem Prinzip des “Überlebens des Stärkeren“
                       entspreche.  27
                            Mit dem Darwinismus bekannt gemacht wurde Carnegie durch eine Gruppe von selbsternannten “freien
                       und aufgeklärten“ Denkern, die nach einer neuen “Religion der Humanität“ suchten. Sie trafen sich im Haus

                       eines Professors der New York University.     28  Ein Mitglied dieses Kreises war Herbert Spencer, nach Darwin der
                       führende Kopf des Sozialdarwinismus. Spencer überzeugte die Wirtschaftsmagnaten bei diversen Treffen von
                       dessen Vorteilen. Doch über die verheerenden Folgen für die Lebensumstände der arbeitenden Menschen
                       waren sie sich durchaus im Klaren.
                            Der  Anthropologe Richard Milner vom  American Museum of Natural History und Verfasser der
                       Encyclopedia of Evolution beschreibt, wie Carnegie Darwinist wurde:

                            “Carnegie wurde anschließend zu einem mächtigen und skrupellosen Wirtschaftstycoon, der hemmungslos die
                            Menschen und die Erde ausplünderte und Konkurrenten niederwalzte - alles unter Berufung auf den
                            Sozialdarwinismus. Er war davon überzeugt, dass unternehmerischer Mut der Gesellschaft nütze, weil es
                            schwächere Konkurrenten hinwegfege. Nur wer in der Wirtschaft überlebt, sei “fit“ und verdiene sich dadurch
                            Anerkennung.“   29

                            Doch Carnegie und seinesgleichen lagen falsch mit ihrer These, Erfolg im Wirtschaftsleben sei an Macht
                       und Skrupellosigkeit gebunden. Denn wirklich “natürlich“ ist nur, dass Menschen sich einen Lebensunterhalt
                       verdienen können, der ein sorgenfreies, komfortables Leben ermöglicht. Keineswegs akzeptabel hingegen ist es,

                       anderen Leid zuzufügen, die Augen zu verschließen gegenüber Menschen in Not zugunsten des eigenen
                                              Profits, oder Schwache zu unterdrücken, um die eigene Macht zu vergrößern. Gott hat uns
                                                      befohlen, in geschäftlichen wie auch allen anderen Dingen ehrenhaft zu handeln
                                                          und die Rechte der Bedürftigen zu schützen. Es ist unmoralisch, zu behaupten,
                                                            die Unterdrückung der Schwachen oder gar ihre Beseitigung habe irgendet-
                                                              was mit gesellschaftlichem Fortschritt zu tun.
                                                                    In seinem Buch Andrew Carnegie berichtet der Historiker Joseph F.
                                                                 Wall, dass Carnegie gegen Ende seines Lebens in seinen Gesprächen,
                                                                 Äußerungen und Aufzeichnungen häufig darwinistische Begriffe be-

                                                                  nutzte:
                                                                  “Nicht nur in seinen  Artikeln und Büchern, sondern auch in seinem

                                                                 Briefwechsel mit befreundeten Geschäftsleuten wimmelt es von
                                                                 Anspielungen und Hinweisen auf das darwinistische Credo. Begriffe wie
                                                                “Überleben des Stärkeren“, “Rassenreinheit“ und “Überlebenskampf“
                                                               flossen ihm häufig in seine Feder und über die Zunge. Die Wirtschaft war für
                                                             ihn ein einziger Konkurrenzkampf ...   30


                    Andrew Carnegie






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