Page 30 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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DIE “RÄUBERBARONE“ AUF DARWINS SPUREN































                            er Darwinismus ist der geistige Hintergrund für eine ganze Reihe von gefährlichen geistigen Strömungen,
                            Ideologien und politischen Strategien, die bis heute wirksam sind. Höchst interessant ist dabei, dass er als
                  D das geistige Bindeglied zwischen völlig gegensätzlichen Ideologien fungiert - er hat eine Rolle gespielt bei

                  Geburt und Verbreitung des Faschismus, des Kommunismus, bei den angeblich gerechtfertigten rassistischen und
                  kommunistischen Massenmorden, aber auch bei der pseudowissenschaftlichen Legitimierung eines schrankenlosen
                  Kapitalismus. Vor allem im viktorianischen England und in den USA stand der Darwinismus in hohem Ansehen,
                  nicht zuletzt deshalb, weil er von hemmungslosen Kapitalisten unterstützt wurde, die als Räuberbarone bekannt
                  geworden sind.
                       Eines der größten Verbrechen des wild gewordenen Kapitalismus bestand und besteht darin, ökonomisch
                  schwächere und kleinere Unternehmen und Individuen auszunutzen, zu vernichten und zu eliminieren. Das kann
                  nicht hingenommen werden. Heutzutage kommt diese Denkweise daher mit dem Slogan: “Großer Fisch frisst
                  kleinen Fisch.” Die großen Unternehmen schlucken die kleinen - das ist nichts anderes als Darwinismus im

                  Wirtschaftsleben.
                       Während des 20. Jahrhunderts war die ganze Welt geprägt von zwei völlig verschiedenen Wirtschaftsmodellen:
                  dem kapitalistischen auf Grundlage von Privateigentum und Wettbewerb und dem sozialistischem auf Grundlage
                  von Staatseigentum und Planwirtschaft. Die sozialistische Planwirtschaft ist in allen Ländern gescheitert und hat
                  dort Armut und Verelendung erzeugt. Die kapitalistische Wirtschaftsweise hingegen war erfolgreich und hat den
                  Individuen mehr Wohlstand beschert.
                       Aber auch die kapitalistische Wirtschaftsweise kann nicht eine ganze Gesellschaft zufriedenstellen. Sie kann

                  zwar das allgemeine Wohlstandsniveau anheben, aber nicht alle können daran teilhaben. Viele Arme bleiben arm,
                  und die Gefahr sozialer Ungleichheit wächst. Um dem entgegenzutreten, ist zweierlei notwendig:
                       1) Der Staat muss die Hand ausstrecken gegenüber den sozial Ausgegrenzten und Arbeitslosen und ihnen
                  helfen, denn das gehört untrennbar zum Begriff des Sozialstaats.
                       2) Tugenden wie Kooperation und Solidarität, wie schon in den religiösen, moralischen Werten impliziert,
                  müssen wieder die ganze Gesellschaft durchdringen.
                       Vor allem ist die zweite Voraussetzung besonders wichtig, weil es die erste prägt. Wenn eine Gesellschaft ihren
                  Schwerpunkt auf religiöse, moralische Werte legt, dann ist die freie Marktwirtschaft in der Lage, beides zu
                  garantieren. Wirtschaftswachstum und soziale Gerechtigkeit. Dann werden die Reichen einen Teil ihres Reichtums

                  dazu verwenden, die Armen zu unterstützen und den Schwachen durch Sozialprogramme zu helfen. Tatsächlich hat
                  Gott uns Menschen schon im Quran dieses Wirtschaftsmodell ans Herz gelegt. Der Islam erkennt das
                  Privateigentum an, verpflichtet aber dessen Besitzer dazu, die daraus resultierenden Aktivposten in Form von
                  Almosen auch den Armen und Bedürftigen zugute kommen zu lassen.
                       Wenn sich jedoch eine Gesellschaft im Zustand des moralischen Verfalls befindet, dann verwandelt sich die freie
                  Marktwirtschaft in einen Raubtierkapitalismus, in dem die Armen und Ausgegrenzten unterdrückt werden und
                  keinerlei Unterstützung erfahren, in dem es keine staatlichen Wohlfahrtsprogramme gibt, und in dem soziale

                  Ungerechtigkeit nicht als zu lösendes Problem, sondern als natürlicher Zustand gilt.




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