Page 25 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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Harun Yahya






                 der Armen hat, alles in allem gesehen, nur geringen Wert für die Gesellschaft, weil ohnehin schon bald weitere an
                 seine Stelle treten werden ... Alle neugeborenen Kinder, sofern sie die notwendige und wünschenswerte Anzahl
                 für ein vernünftiges Bevölkerungswachstum überschreiten, müssen zugrunde gehen, soweit nicht durch den Tod
                 von Erwachsenen neuer Raum für sie entstanden ist.“      9

                 Malthus hatte sich ein raffiniertes Gedankengebäude zurechtgelegt, um die Tötung von Neugeborenen zum
             Zweck der Regulierung des Bevölkerungswachstums zu rechtfertigen. Man könnte nun heutzutage glauben, so
             etwas Abartiges gehöre der Vergangenheit an und niemand würde es mehr ernst nehmen. Aber leider ist dem
             nicht so. Im heutigen China basiert die Bevölkerungspolitik auf der Tötung von Neugeborenen - eine Politik, die
             durchaus in der Tradition von Malthus und seinem Nachfolger Darwin steht. Die kommunistische Staatsführung
             Chinas hält ihre Bevölkerung fern jeglicher religiösen, moralischen Werte und betrachtet die Welt mit den Augen
             Darwins. Abgesehen vom sozialen und moralischen Niedergang der chinesischen Gesellschaft gibt es deshalb in
             China auch Arbeitslager, deren Insassen selbst grundlegende Menschenrechte verweigert werden. Wenn ein

             Elternpaar mehr Kinder zeugt als staatlich erlaubt, werden die  “Überzähligen“ ihnen weggenommen und
             getötet. Menschen werden exekutiert wegen “geistiger Verbrechen“, wobei die Exekutionen zelebriert werden
             wie ein gesellschaftliches Ritual. Deshalb ist das heutige China ein Beispiel dafür, was eine Gesellschaft erwartet,
             die sich dem Darwinismus verschreibt.
                 Die Thesen von Malthus bereiteten nicht nur den Boden für eine Gesetzgebung, die die Lage der Armen in
             Großbritannien noch verschlechterte, sie machten auch eine Lösung der sozialen Probleme seiner Zeit unmöglich.
             Seine Thesen, die noch heute Anhänger finden und Darwins Evolutionstheorie den Weg ebneten, entbehren

             jeglicher wissenschaftlichen Grundlage und führten folgerichtig nur zu Chaos, Krieg, Rassismus und Atheismus
             im 20. Jahrhundert. Sie waren inspiriert durch folgende Geschichte von Ziegen und Hunden, deren
             Wahrheitsgehalt nie jemand überprüfen konnte.


                 Von Ziegen und Hunden zum Darwinismus


                 Die wahre Quelle für Malthus wahnwitzige Theorie war eine Geschichte über Ziegen auf einer Insel im
             südöstlichen Pazifik, die angeblich von einem spanischen Seefahrer namens Juan Fernandez stammte. Der
             Erzählung zufolge vermehrten sich auf dieser Insel die Ziegen rasant und wurden zu einer beliebten Delikatesse
             in den Fleischtöpfen der anlandenden Seeleute. Aber die Ziegen vermehrten sich derart rasant, dass sie so gut wie
             alle Nahrungsreserven auf der Insel weg fraßen. Um die die spanische Herrschaft bedrohenden britischen
             Kaufleute dort am Genuss von Ziegenfleisch zu hindern, setzten die Spanier auf der Insel männliche und weib-
             liche Hunde aus, deren Jagdbeute die Ziegen wurden - weshalb sich nun ihrerseits die Hunde rasant vermehrten.
                 Der britische Joseph Townsend hat dies damals dahingehend kommentiert, dass durch diesen Vorgang ein

             natürliches Gleichgewicht installiert worden sei:

                 “Die schwächsten der beiden Spezies waren unter den ersten, die der Natur ihre Schuld bezahlen mussten. Die
                 Lebenskräftigsten und Aktivsten sicherten ihr Überleben. ... Es ist die Menge an Nahrungsmitteln, die die Anzahl
                 an Menschenleben reguliert.“   10
                 Es gibt in der Tierwelt durchaus natürliche Bedingungen, die Einfluss darauf haben, ob die Zahl der
             Individuen einer Art zu- oder abnimmt, ob also die Art überlebt oder ausstirbt. Aber es gibt eine ganz andere

             Frage, ob dies auch für die menschliche Gesellschaft gilt. Die Antwort lautet klar und deutlich nein, was un-
             missverständlich aus der Geschichte der letzten 150 Jahre hervorgeht.
                 Unter dem damals erlassenen britischen Armengesetz wurden die Armen nicht dem Hunger überlassen, son-
             dern zu harter Arbeit gezwungen. Condorcet war überzeugt, dass dieses Gesetz zu extremen Schwierigkeiten
             und Protesten führen werde. Seiner Meinung nach war es sinnvoller, das Problem der Armen durch Hunger zu
             “lösen“. Denn: “Der Hunger zähmt noch das wildeste Raubtier, also wird er auch Menschen Gehorsam,
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             Unterwerfung und Zivilisiertheit lehren.“  Einer derart rücksichtslosen und gewissenlosen Philosophie liegt die
             Selbstgerechtigkeit und Arroganz der herrschenden Klasse einer Gesellschaft zugrunde. Sie hat, weil völlig un-
             vereinbar mit religiösen, moralischen Werten, Gesellschaften zerrüttet und zu Chaos, Anarchie und schweren
             Konflikten geführt.
                 Condorcet zufolge war die Geschichte von den Ziegen und Hunden die Grundlage der Malthus-Theorie und
             lag später auch dem unwissenschaftlichen und falschen Terminus “Überleben der Stärkeren“ zugrunde, den






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