Page 298 - Es war einmal der Darwinismus
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Welt jedoch, in der die Zeit solche entgegengesetzten Eigenschaften besäße, würden auch die Vorgänge in unserem Gehirn
                       und die Art und Weise, in der unser Gedächtnis Information zusammenstellt, in gleicher Weise rückläufig funktionieren.
                       Das Gleiche trifft auf die Vergangenheit und die Zukunft zu, und die Welt würde uns genauso erscheinen, wie sie uns ge-
                       genwärtig erscheint. 206

                       Da unser Gehirn an eine bestimmte Reihenfolge gewöhnt ist, verläuft die Welt nicht wie oben beschrieben, und wir
                  denken sie läuft vorwärts. Aber eigentlich ist dies nur eine Entscheidung, die im Gehirn getroffen wird, und sie ist rela-
                  tiv. In Wirklichkeit wissen wir nicht, wie die Zeit läuft und ob sie überhaupt läuft. Das zeigt, dass die Zeit nicht absolut,
                  sondern nur eine Empfindung ist.
                       Dies hat auch einer der größten Physiker, Albert Einstein am Ende seiner allgemeinen Relativitätstheorie begrün-
                  det. In seinem Buch The Universe and Dr. Einstein (Einstein und das Universum) schrieb Lincoln Barnett zu diesem The-

                  ma folgendes:
                       Zusammen mit absolutem Raum hat Einstein auch das Konzept der absoluten Zeit – als einen unveränderlichen, unhaltba-
                       ren universellen Zeitfluß der aus unendlicher Vergangenheit in unendliche Zukunft läuft – abgelehnt. Ein Großteil der die
                       Relativitätstheorie umgebenden Undurchsichtigkeit, rührt daher, dass der Mensch sich sträubt, zu erkennen, dass
                       Zeitempfindung, ebenso wie Farbenempfindung, eine Form der Wahrnehmung ist. Ebenso wie der Raum nur eine mögli-
                       che Anordnung von materiellen Objekten ist, so ist die Zeit nur eine mögliche Anordnung von Ereignissen. Die
                       Subjektivität der Zeit wird am besten durch Einsteins eigene Worte erklärt: "Die Erfahrungen eines Individuums erschei-
                       nen uns als eine angeordnete Folge von Geschehnissen. In dieser Folge erscheinen die einzelnen Ereignisse, an die wir uns
                       erinnern, entsprechend den Kriterien 'vorher' und 'nachher' angeordnet zu sein. Es gibt daher für das Individuum eine Ich-
                       Zeit, oder subjektive Zeit. Diese ist als solche nicht meßbar. Ich kann natürlich den Ereignissen Zahlen in der Weise zuord-
                       nen, dass die größere Zahl dem späteren Ereignis zugehörig ist, anstatt dem früheren". 207
                       Einstein selbst wies darauf hin, wie Barnetts in seinem Buch zitiert: "Raum und Zeit sind Formen der Intuition, die
                  in keiner Weise mehr vom Bewußtsein getrennt werden können als unsere Konzepte von Farben, Form und Größe".
                  Entsprechend der allgemeinen Relativitätstheorie hat "Zeit keine unabhängige Existenz, anders als die Anordnung der

                  Ereignisse, durch die wir sie messen".  208
                       Da die Zeit nur aus Wahrnehmungen besteht, ist sie vom Wahrnehmenden abhängig, also ist sie ein relativer Be-
                  griff.
                       Die Geschwindigkeit des Zeitablaufs ändert sich je nach den Referenzen, mit denen wir unsere Vergleiche anstellen.
                  Denn im Körper des Menschen befindet sich keine Uhr, die den Zeitablauf in absoluter Genauigkeit anzeigt. So wie Bar-
                  nett beschreibt, “Wenn es keine Augen gibt, die die Farben bestimmen, dann gibt es auch keine Farben”. Genauso sind







                                         Unsere subjektive Zeitwahrnehmung entsteht aus dem Vergleich eines Moments mit einem anderen Moment. Wir stel-
                                         len uns zum Beispiel vor, dass bestimmte Zeitintervalle vergehen zwischen der Aussaat eines Samens, dem Blühen der
                                         Blumen der daraus entstehenden Pflanze und dem Pflücken der Blumen und deren Arrangement in einem Bukett – und
                                                das nennen wir "Zeit". Doch in Wahrheit ist es eine Wahrnehmung, die entsteht, wenn man das, was "in diesem
                                                 Moment" geschieht, bestimmten Ereignissen gegenüber stellt, die zuvor passiert sind.







































                296  Atlas der Schöpfung
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