Page 301 - Es war einmal der Darwinismus
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Harun Yahya





                 einer von ihnen: “Wie lange seid ihr nun hier geblieben?” Sie sprachen: “Wir blieben einen Tag oder den Teil eines Ta-
                 ges.” (Andere) sagten: “Euer Herr weiß am besten, wie lange ihr hier gewesen seid...” (Sure 18:19 – al-Kahf)

                 Die in dem untenstehenden Vers geschilderte Situation beweist ebenso, dass Zeit eine psychologische Wahrneh-
             mung ist.
                 Oder den, welcher an einer Stadt vorüberging, die wüst in Trümmern lag. Er sprach: “Wie kann Gott dieser nach ihrer
                 Zerstörung wieder Leben verleihen?” Da ließ ihn Gott Hundert Jahre gestorben sein. Dann erweckte Er ihn und fragte:
                 “Wie lange warst du abwesend?” Er antwortete: “Ich verweilte einen Tag oder den Teil eines Tages.” Er sprach: “Nein,
                 du bliebst Hundert Jahre weg! Betrachte deine Speise und deinen Trank: sie sind nicht verdorben. Und betrachte deinen
                 Esel! Wir machten dich so zu einem Zeichen für die Menschen. Und betrachte die Knochen, wie Wir sie zusammenset-
                 zen und alsdann mit Fleisch bekleiden.” Und als ihm dies alles klargemacht worden war, sagte er: “lch weiß (jetzt), dass
                 Gott aller Dinge mächtig ist.” (Sure 2:259 – al-Baqara)

                 Der obige Vers betont eindeutig, dass Gott, Der die Zeit erschaffen hat, von ihr nicht abhängig ist. Der Mensch ande-
             rerseits ist an die Zeit gebunden, die Gott bestimmt. Der Mensch ist – wie in dem Vers beschrieben – sogar unfähig, zu
             wissen, wie lange er geschlafen hat. Deswegen wäre es sehr unvernünftig, die Zeit als absolut zu betrachten, wie es die
             Materialisten in ihrer deformierten Mentalität tun.


                 Das Schicksal

                 Die Relativität der Zeit bringt uns eine wichtige Wahrheit nahe: Zeit ist variabel, ein Zeitabschnitt der für uns Millio-
             nen Jahre dauert, kann in einer anderen Zeitdimension nur ein paar Sekunden dauern. Sogar der große Zeitabschnitt

             zwischen dem Anfang und dem Ende des Universums kann in einer anderen Zeitdimension nicht mal eine Sekunde,
             sondern nur einen “Augenblick” dauern.
                 Genau hier liegt die Quelle, die viele Menschen nicht richtig verstehen können und die die Materialisten gar nicht
             verstehen und daher völlig abstreiten. Schicksal bedeutet, dass Gott alle Geschehnisse der Zukunft bereits weiß, so wie
             die der Vergangenheit. Eine große Mehrheit der Menschen fragt sich, wie Gott alles schon vorher wissen kann und be-
             greift die Wahrheit des Schicksals nicht. Doch Ereignisse, die noch nicht eingetreten sind, sind nur für uns noch nicht
             eingetreten. Gott ist völlig unabhängig von Raum und Zeit. Er ist derjenige, Der beides schuf. Deswegen sind für Gott

             Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart gleichgültig, vor Ihm hat alles bereits stattgefunden und ist vollendet.
                 Lincoln Barnett beschreibt in seinem Buch The Universe and Dr. Einstein (Einstein und das Universum), wie die Rela-
             tivitätstheorie diese Wahrheit andeutet. Nach Barnetts Aussage können alle Wesen, nur von “einem kosmischen Ver-
             stand mit ganzer Erhabenheit” in ihrer vollen Bedeutung begriffen werden.            211  Der von Barnett als “kosmischer
             Verstand” beschriebene Wille sind das Wissen und die Intelligenz Gottes, Der der Herrscher über das ganze Universum
             ist. So wie wir von einem Lineal, Anfang, Mitte, Ende und all die dazwischen liegenden Einheiten als ein Gesamtes prob-
             lemlos in einem einzigen Moment erkennen können, kann Gott die Zeit, von der wir abhängig sind, von Anfang bis zum
             Ende als einen Moment sehen. Die Menschen aber erleben die Vorfälle nur, wenn die Zeit dafür kommt und werden
             Zeugen des Schicksals, welches Gott für sie erschaffen hat.

                 Dabei sollten wir uns auch einmal der Oberflächlichkeit der fälschlichen Auffassungen, die in der Gesellschaft zum
             Thema Schicksal herrschen, zuwenden. In dieser verkehrten Auffassung steckt ein Aberglaube. Zwar glauben die Men-
             schen, dass Gott ihnen ein Schicksal vorschrieb, jedoch denken sie, dass sie ihr Schicksal manchmal ändern können. Bei-
             spielsweise machen sie die Aussage: “Jemand hat sein Schicksal besiegt”, wenn einer einem Unfall knapp entrinnt.
             Jedoch kann niemand sein Schicksal ändern. Jemand, der dem Tod entronnen ist, ist deshalb nicht gestorben, weil es
             nicht sein Schicksal war, zu dem Zeitpunkt zu sterben. Diejenigen, die sich selbst mit der Aussage “Ich habe mein
             Schicksal überwunden” betrügen und sich diese Psyche aneignen, tun das deshalb, weil auch das in ihrem Schicksal ge-

             schrieben steht.
                 Denn das Schicksal ist das Wissen Gottes, der die gesamte Zeit kennt und über Zeit und Raum herrscht. Alles ist
             schon im Schicksal geschrieben und geschehen.
                 Dass die Zeit für Gott eine Ganzheit ist, kann man auch aus den Erklärungen des Quran erkennen. Geschehnisse, die
             noch in unserer Zukunft passieren werden, sind im Quran als geschehen erzählt. Zum Beispiel erzählen die Verse im
             Quran die Ereignisse, wie die Menschen im Jenseits zur Rechenschaft gezogen werden, als ein bereits erlebtes und been-
             detes Geschehnis.
                 Und da wird in die Posaune gestoßen, und schon werden alle in den Himmeln und auf Erden ohnmächtig, außer denen,
                 welche Gott davon ausnimmt. Dann wird noch einmal hineingestoßen, und siehe, sie erheben sich und erkennen. Und
                 die Erde wird im Lichte ihres Herrn leuchten. Dann wird das Buch vorgelegt. Dann werden die Propheten und die Zeu-
                 gen gebracht und wird zwischen ihnen in Wahrheit entschieden. Und es wird ihnen kein Unrecht geschehen… Doch die




                                                                                                                          Adnan Oktar    299
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