Page 119 - Materie: Ein anderer Name für Illusion
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Harun Yahya






             digkeit der Logik innerhalb dieses Bildes kann Menschen täuschen. Wegen dieser Lebhaftigkeit vergessen einige
             Menschen, dass dies tatsächlich nur Wahrnehmungen sind. Aber ganz gleich wie komplett und fehlerlos die
             Wahrnehmungen im Verstand sein können, ändert das nicht die Tatsache, dass es schlicht Wahrnehmungen sind.
             Wenn jemand durch ein Auto angefahren wird, während er eine Straße entlang spaziert, oder wenn er unter
             einem Haus eingeschlossen wird, das während eines Erdbebens einstürzt oder in einem Brand von Flammen um-
             gegeben ist oder die Treppe hinunter fällt, erlebt er all diese Ereignisse in seinem Gehirn und ist nicht mit der Re-
             alität davon konfrontiert, was geschieht.

                 Wenn jemand vor einen Bus auf die Autobahn springt, fährt der Bus in seinem Gehirn den Körper in seinem
             Gehirn an. Die Tatsache, dass er infolgedessen stirbt oder dass sein Körper vollständig zerbrochen wird, ändert
             diese Wirklichkeit nicht. Wenn etwas, was ein Mensch in seinem Gehirn erlebt, mit seinem Tod endet, ersetzt
             Allah die Bilder, die Er diesem Menschen zeigt, durch die Bilder, welche zum Jenseits gehören. Die, die nicht im-
             stande sind, diese Wahrheit nach gründlichem Nachdenken zu verstehen, werden sie zweifellos sofort begreifen,
             wenn sie sterben.


                 Einwand: "Es ist richtig, dass ich alle Gegenstände in meinem Gehirn sehe, aber ich kann nicht daran
             glauben, dass sie alle Kopiebildern sind.”

                 Antwort: Es ist eine Tatsache, welche die Wissenschaft endgültig bewiesen hat, dass wir die ganze Welt in
             unserem Gehirn wahrnehmen. Kein richtig denkender Mensch kann etwas Gegenteiliges sagen. Jedoch ist der
             entscheidende Punkt, den die Menschen nicht begreifen, folgender: "Wenn wir alle Gegenstände in unserem Ge-
             hirn wahrnehmen, dann werden wir nie in der Lage sein, die Originale der Gegenstände zu kennen, die außer-
             halb unseres Gehirns existieren?" Dieser Zweifel ist richtig: Wir können nie sicher sein, ob das, was wir in unseren
             Gehirnen wahrnehmen, die tatsächliche originale Materie in der Aussenwelt ist. Denn wir können nie aus unse-
             rem Gehirn hinausgehen und folglich nie sehen, was es draußen gibt. Aus diesem Grund ist es für uns nicht mög-

             lich, zu wissen, wie die tatsächlichen Gegenstücke der  Bilder in unserem Gehirn  wirklich sind. Niemand, weder
             eine Person, die diesen Anspruch vorbringt, ein Neurologe oder ein Gehirnchirurg, noch ein Philosoph oder
             irgendein anderer Mensch könnte aus seinem eigenen Gehirn herausgehen, um zu wissen, wie die Materie  dort
             außerhalb des Gehirns ist.
                 Alles, was ein Mensch über sein Leben weiß, wird durch das Gehirn mittels der elektrischen Impulse wahrge-
             nommen, die es erreichen. Das heißt, wir leben immer in einer Welt, die innerhalb unseres eigenen Gehirns existiert.
             Die Vögel, die wir sehen, wenn wir den Himmel betrachten, das Auto, das am anderen Ende der Straße aus dem
             Blickfeld verschwindet, die Dinge in unserem Zimmer, das Buch in unserer Hand, unsere Freunde, Verwandten,
             alles sind nur Bilder, die unser Gehirn erreichen. Niemand kann aus diesem Leben innerhalb des Gehirns hinausge-

             hen. Weder Wissenschaft noch Technologie konnten das Gegenteil dieser Tatsache beweisen. Denn was auch immer
             ein Wissenschaftler erfindet, er erfindet es innerhalb dieses Bildes in seinem Gehirn. Aus diesem Grund wird "das
             Gerät, das er erfunden hat, um die Außenwelt zu sehen", innerhalb seines Gehirns bleiben.
                 Es ist für niemanden möglich, zu wissen, wie die Materie tatsächlich aussieht, weil mit dem Original der Ma-
             terie niemand konfrontiert sein kann. Seit dem ersten Menschen bis heute hat es auf der Erde keinen einzigen
             Menschen gegeben, der das Original eines Tons gehört, das Original einer Aussicht gesehen oder das Original
             einer Rose gerochen hätte.



                 Einwand: Der Schmerz, den ich empfinde, wenn mir ein Messer aus der Hand rutscht und ich mich
             schneide, das Blut, das aus dieser Wunde fließt, ist kein Bild. Mein Freund war dabei und hat gesehen, was
             passiert ist."
                 Antwort: Dies haben wir eigentlich in den Antworten auf die vorhergehenden Einwände detailliert bespro-
             chen. Aber wegen der Wichtigkeit des Themas ist es nützlich, es noch einmal zu wiederholen.
                 Die Täuschung derjenigen, die diesen Einwand vorbringen, ist, dass sie nicht beachten, dass außer den Bil-
             dern auch alle anderen Sinnesempfindungen wie Geräusch, Geruch, Berührung im Gehirn entstehen. Aus diesem
             Grund sagen sie folgendes: "Ich sehe das Messer in meinem Gehirn, aber die Schärfe des Messers ist real, schau,

             wie ich mir in die Hand geschnitten habe." Jedoch bilden sich der Schmerz in der Hand, das Gefühl der Wärme
             und die Feuchtigkeit des fließenden Blutes und alle anderen Wahrnehmungen ebenfalls innerhalb des Gehirns.
             Dass der Freund dieses Ereignis bezeugen kann, ändert diese Tatsache nicht, weil auch der Freund im Sehzen-
             trum des Gehirns gebildet wird, in dem auch das Bild des Messers entsteht. Dieser Mensch könnte die gleichen





                                                                                                                          Adnan Oktar    117
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