Page 41 - Materie: Ein anderer Name für Illusion
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Ha run Yah ya
Das Entfernungsgefühl ist auch eine Wahrnehmung, die im Gehirn
entsteht
Stellen Sie sich eine verkehrsreiche Straße mit Einkaufszentren, Gebäuden, Autos etc. vor. Wenn Sie dieses
Bild betrachten, scheint es wahr zu sein. Daran liegt es, warum die meisten Menschen nicht verstehen können,
dass das Bild, das sie sehen, in ihrem Gehirn produziert wird, und sie nehmen irrtümlich an, dass sie das Origi-
nal von allem sehen. Das Bild ist so tadellos erstellt worden, dass es sehr schwer ist, zu verstehen, dass das Bild,
das sie als wahr wahrnehmen, nicht das Original der äußeren Welt ist, sondern nur ein kopiertes Bild, das im Ge-
hirn existiert.Was ein Bild so überzeugend und eindrucksvoll macht, sind Elemente wie Abstand, Tiefe, Farbe,
Schatten und Licht. Diese Elemente werden in solcher Vervollkommnung benutzt, dass sie ein dreidimensiona-
les, buntes und klares Bild innerhalb des Gehirns ergeben. Wenn eine endlose Menge von Details dem Bild hin-
zugefügt wird, taucht eine Welt auf, die wir für wahr halten, obgleich wir nur mit der Welt in unserem Gehirn
konfrontiert werden.
Stellen Sie sich vor, dass Sie ein Auto fahren. Das Lenkrad ist eine Armlänge entfernt von Ihnen und es gibt
Verkehrsampeln, die ungefähr 100 m vor Ihnen sind. Das nächste Auto ist ungefähr 10 m entfernt, es gibt auch
Berge am Horizont, die sich entsprechend Ihrer Schätzung in einer Entfernung von vielen Kilometern befinden.
Jedoch sind alle diese Schätzungen falsch. Weder ist das Auto, noch
sind die Berge so weit entfernt von Ihnen wie Sie annehmen wür-
den. Tatsächlich befinden sich alle Bilder nur auf einer Fläche nicht
größer als eine Filmspule innerhalb des Gehirns. Die Bilder, die
vom Auge wiedergegeben werden, sind zweidimensional wie die
Bilder auf einem Bildschirm. Wie entsteht dann das Gefühl von Ent-
fernung und räumlicher Tiefe?
Das Entfernungsgefühl beruht auf dreidimensionaler Sicht-
weise. Die Elemente, welche die Effekte der Entfernung und Tiefe
in den Bildern verursachen, sind Perspektive, Schatten und Bewe-
gung. Diese Art der Wahrnehmung, die "räumliche Wahrnehmung"
genannt wird, wird durch sehr komplizierte Systeme zur Verfü-
gung gestellt. Diese Systeme können wir folgendermaßen erklären:
Das Bild, welches das Auge erreicht, ist zweidimensional. Das
heißt, es hat Maße von Höhe und Breite. Das Gefühl der Tiefe und
Entfernung resultiert aus der Tatsache, dass unsere beiden Augen
zwei unterschiedliche Bilder sehen. Das Bild, das jedes unserer
Augen erreicht, unterscheidet sich vom anderen. Das Gehirn setzt
diese zwei unterschiedlichen Bilder zu einem einzigen Bild zusam-
men, um unser Gefühl für die Tiefe des Raums und die Entfernung
zu bilden.
Wir können ein Experiment durchführen, um diese Tatsache
besser zu verstehen: Strecken Sie Ihren rechten Arm aus und halten
Sie den Zeigefinger hoch. Konzentrieren Sie sich jetzt auf diesen
Finger und schließen Sie zuerst Ihr linkes Auge und dann Ihr rech-
tes Auge. Da jedes Auge von zwei unterschiedlichen Bildern er-
reicht wird, sehen Sie, dass der Finger sich geringfügig zur Seite
bewegt. Öffnen Sie jetzt beide Augen und während Sie fortfahren,
sich auf Ihren rechten Zeigefinger zu konzentrieren, bringen Sie
Ihren linken Zeigefinger so nah wie möglich an Ihr Auge heran. Sie
werden beobachten, dass der nahe Finger zwei Bilder verursacht.
Dies liegt daran, dass nun für den nahen Finger eine andere Tiefe
im Vergleich zu der des weiter entfernten Fingers entsteht. Wenn Jemand, der Auto fährt, glaubt, dass das
Lenkrad, die Strasse und die Bäume sich
Sie Ihre Augen eins nach dem anderen öffnen und schließen, sehen
in einiger Entfernung von ihm befinden.
Jedoch alles, was er sieht, befindet sich
in Wirklichkeit auf einer einzelnen
Fläche in seinem Gehirn.
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