Page 220 - Das Wunder der Migration bei Tieren
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mit großen Flügeln weitere Strecken zurücklegen und daher einen besse-
                  ren Lebensraum finden kann.
                       Die natürliche Selektion ist ein Mechanismus der Natur, der bereits
                  vor Darwin beschrieben worden ist. Beispielsweise, wenn ein
                  Vogelschwarm unter der Bedrohung von eisiger Kälte lebt, dann überle-
                  ben diejenigen, deren Körperbau ihnen das Überwinden weiter Strecken
                  erlaubt, die anderen werden mit der Zeit weniger und irgendwann ver-
                  schwinden. Doch Darwin hat der natürlichen Selektion noch eine weitere
                  Bedeutung hinzugefügt und behauptet, dass sich mit der Zeit durch die-
                  sen Mechanismus neue  Arten entwickeln können und dies als
                  Möglichkeit definiert, durch die sich die unterschiedlichen migrierenden
                  Arten entwickelt haben. Dabei müssen die heutigen Evolutionisten ein-
                  sehen, dass die natürliche Selektion nicht die Macht hat, Lebewesen wei-
                  ter zu entwickeln.
                       Denn die natürliche Selektion fügt dem genetischen Pool der
                  Lebewesen nichts hinzu, kann ihnen also nicht zu neuen Eigenschaften
                  verhelfen. Viele Evolutionisten verteidigen die Ansicht, dass die natürli-
                  che Selektion die erworbenen Eigenschaften an die kommende
                  Generation weitergeben würden. Der französische Biologe Lamarck ist
                  in seinem Buch Zoological Philosophy (Zoologische Philosophie) be-
                  reits vor Darwin von der These ausgegangen, dass sich die Arten durch
                  Evolution entwickelt hätten. Lamarck behauptet, dass Lebewesen
                  während ihrer Lebzeiten erworbenen Eigenschaften an die folgende
                  Generation weitergeleiten würden. Am berühmten Beispiel der Giraffe
                  behauptete er, dass diese Tiere früher einen kurzen Hals gehabt hätten,
                  aber um die hoch gelegenen Blätter zu erreichen Generation für
                  Generation einen längeren Hals entwickelt hätten.
                       Lamarcks Entwicklungsmodel, nach dem “erworbene
                  Eigenschaften weitergeben werden” wurde durch die Entdeckung der
                  Regeln der Vererbung widerlegt. Durch die Entdeckung der DNS im 20.
                  Jahrhundert konnte herausgefunden werden, dass der Zellkern sehr spe-
                  zielle genetische Informationen über eine Lebewesen verfügt und diese
                  nicht durch “erworbene Eigenschaften” verändert werden kann. Selbst
                  wenn ein Lebewesen ein paar Zentimeter wächst, weil es sich sein Leben





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