Page 40 - Das Wunder der Ameise
P. 40

bedeutet, dass diese Mikrogeschöpfe in der Lage sind, Säure zu  pro-
                  duzieren und zu verwenden, und zwar in solch einem Ausmaß,
                  dass sogar die Atmosphäre der Region in der sie leben, beeinflusst
                  werden kann, ohne dass sie selbst Schaden nehmen. Dies erstaunt
                  die Wissenschaftler. 10
                     Pygidialdrüsen: Drei unterschiedliche Ameisenarten verwenden
                  die Sekrete, die von diesen Drüsen gebildet werden, als ihr Alarm-
                  system. Die große Wüstenernteameise überträgt dieses Hormon in
                  Form eines starken Geruchs und verbreitet einen Panikalarm.
                     Die Pheidole Biconstricta, bei der es sich um eine Ameisenart han-
                  delt, die in Südamerika lebt, verwendet das Sekret, das sie in diesen
                  Drüsen bildet, in der chemischen Verteidigung und bei Angriffs-
                  alarm.
                     Sternaldrüsen: Die Sekrete hier werden während der Völker-
                  wanderung in den Kolonien, der Verfolgung von Beute und zur
                  Versammlung der "Soldaten" verwendet. Die ursprüngliche
                  Funktion dieses Sekrets ist es, den 7. Unterleibsbereich der Ameise
                  einzufetten, den sie beim Herausspritzen des Giftes häufig drehen
                  muss. So wird das Drehen ihres Körpers zum Herausspritzen des
                  Giftes einfacher. Ohne diese Drüse, die ein mikroskopisches
                  Schmiermittelproduktionszentrum ist, würde das Verteidigungssy-
                  stem der Ameise wirkungslos sein.
                     Doch das Design ist fehlerlos: Wie eine winzige Ameise ihren
                  Körper drehen wird, um Gift herauszuspritzen, wurde genauso vor-
                  her bestimmt, wie auf welche Weise das Schmiermittel hergestellt
                  wird, das für das Verringern der Belastung beim Drehen nötig ist.
                     Metapleuraldrüsen: Es ist festgestellt worden, dass die Sekrete
                  dieser Drüsen antiseptische Mittel sind, die die Körperoberfläche
                  und das Nest vor Mikroorganismen schützen. Ein aktiver antibioti-
                  scher Bestandteil ist die Phenylessigsäure, von der eine Ameise zu
                  jedem Zeitpunkt durchschnittlich 1,4 Mikrogramm besitzt. Die
                  Arbeiterin gibt regelmäßig kleine Mengen dieser Mischung frei, die
                  als Antiseptikum dienen. Wenn sie von feindlichen Ameisen ange-
                  griffen wird, gibt sie plötzlich große Mengen des Metapleuraldrü-
                  sen-Sekretes frei, das jetzt die Funktion eines wirkungsvollen
                  Schutzmittels hat. 11



                    38                                   DAS WUNDER DER AMEISE
   35   36   37   38   39   40   41   42   43   44   45