Page 503 - Atlas der Schöpfung 2
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Harun Yahya





                 Was wird bleiben von unserer Zivilisation?


                 Stellen Sie sich vor, was von den heutigen großen Zivilisationen in einigen Hunderttausend Jahren übrig sein
             wird. All unsere akkumulierte Kultur – Gemälde, Statuen und Paläste – werden verschwunden sein und kaum eine
             Spur unserer heutigen Technologie wird übrig sein. Viele Materialien, designed, zu überdauern, werden schritt-
             weise unter natürlichen Bedingungen verfallen. Stahl rostet. Beton zerfällt. Unterirdische Anlagen brechen zusam-
             men, und alle Materialien erfordern Instandhaltung. Stellen Sie sich nun vor, Zehntausende Jahre seien vergangen,

             Tausende Gallonen Regen seien gefallen, Jahrhunderte grimmiger Stürme, wiederholte Überflutungen und
             Erdbeben. Alles was bleiben wird, sind riesige bearbeitete Steine, behauene Blöcke, aus den Gebäude bestehen
             sowie die Reste verschiedener Statuen, genau dasselbe also, wie das, was aus der Vergangenheit auf uns überkom-
             men ist. Vielleicht wird keine konkrete Spur unserer fortgeschrittenen Zivilisationen übrig sein, anhand derer unser
             Alltagsleben nachvollzogen werden könnte, nur das von in Afrika, Australien oder anderswo lebenden Stämmen.
             Von der Technologie, die wir besitzen, Fernsehgeräte, Computer, Mikrowellenherde etc. wird nichts übrig bleiben,
             außer den Hauptumrissen eines Gebäudes oder einigen Fragmenten von Statuen. Wenn die Wissenschaftler der

             Zukunft diese verstreuten Überreste betrachten und alle Gesellschaften dieser Zeit als „kulturell rückständig“ be-
             zeichnen, haben sie sich dann nicht von der Wahrheit entfernt?
                 Oder wenn jemand ein in Mandarinchinesisch verfaßtes Schriftstück entdeckt und allein auf der Basis dieses
             Texts schließt, die Chinesen seien eine rückständige Rasse gewesen, die vermittels seltsamer Schriftzeichen kommu-
             nizierten, würde das die wahren Tatsachen reflektieren? Betrachten Sie als Beispiel Auguste Rodins Statue “Der
             Denker,” die weltweit bekannt ist. Stellen Sie sich vor, sie würde von Archäologen in Zehntausenden Jahren wieder-
             entdeckt. Wenn diese Forscher ihre eigenen vorgefassten Meinungen über Glauben und Lebensstil unserer
             Gesellschaft haben und ihnen ausreichende historische Dokumentationen fehlen, werden sie diese Statue auf ver-
             schiedene Weise interpretieren. Sie könnten sich vorstellen, Angehörige unserer Zivilisation beteten einen denken-

             den Menschen an, oder sie könnten behaupten, die Statue repräsentiere eine mythologische falsche Gottheit.
                 Heute wissen wir natürlich, dass „Der Denker“ ein Kunstwerk ist, dass allein aus ästhetischen, künstlerischen
             Gründen geschaffen wurde. Wenn jedoch ein Forscher in Zehntausenden Jahren nicht über ausreichende
             Informationen verfügt und seine eigenen vorgefassten Meinungen über die Vergangenheit hat, kann er unmöglich
             hinter die Wahrheit kommen, denn er wird den Denker im Licht seine Vorurteile betrachten und ein passendes
             Szenarium dafür entwickeln. Deswegen ist es von allergrösster Wichtigkeit, vorhandene Informationen unvoreinge-
             nommen und vorurteilslos zu bewerten und in einem weiteren Horizont zu denken. Vergessen Sie nie, wir haben

             keinen Beweis, dass sich Gesellschaften entwickeln oder dass Gesellschaften der Vergangenheit primitiv waren.
             Solche Annahmen sind voller Vorurteile und basieren ausschliesslich auf den Analysen von Historikern und
             Archäologen, die die Evolutionstheorie unterstützen. Tiere darstellende Höhlenmalereien wurden sofort als primi-
             tive Zeichnungen von Höhlenbewohnern beschrieben. Doch diese Bilder können sehr wohl enorm viel über das äs-
             thetische Verständnis der Menschen dieser Zeit aussagen. Ein Künstler, der die modernste Kleidung seiner Zeit
             trug, könnte diese ausschliesslich für künstlerische Zwecke produziert haben. Tatsächlich betonen viele
             Wissenschaftler heute, diese Höhlenmalereien seien keineswegs das Werk eines primitiven Verstandes gewesen.
                 Ein weiteres Beispiel ist die Interpretation scharfkantiger Steine als die ersten Werkzeuge, die vom
             „Affenmenschen“ hergestellt worden seien. Die Menschen jener Zeit könnten diese Steine geformt und für

             Dekorationszwecke benutzt haben. Es ist eine unbewiesene Annahme, dass die gefundenen Stücke tatsächlich von
             diesen Menschen als Werkzeuge benutzt wurden. Evolutionistische Wissenschaftler haben die bei den
             Ausgrabungen gefundenen Artefakte aus einer verzerrten Perspektive bewertet. Sie haben mit ein paar Fossilien he-
             rumgespielt, die ihre Theorien angeblich beweisen und andere ignoriert bzw. verworfen. Ähnliche Spielchen gab es,
             als es darum ging, zu zeigen, auch die Geschichte unterliege einer Evolution. Der amerikanische Anthropologe
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             Melville Herschkowitz beschreibt, wie die These von der Evolution der Geschichte entstand und wie Evolutionisten
             die Fakten interpretieren:

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                 der Menschheit begreifen, und nun haben wir viele, viele einzelne nichtlineare Schritte. Manche davon beschränken sich

                 auf einen einzigen Aspekt der Kultur.“ 4
                 Herschkowitz’ Ansicht wird insbesondere bestätigt durch eine Studie, die der evolutionistische Ethnograph

             Lewis Henry Morgan durchgeführt hat, bei der er die Phasen untersuchte, die eine Gesellschaft durchläuft, bevor






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