Page 29 - Das Wunder der Stechmücke
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HARUN YAHYA
Sehr viele Dinge, deren Verwirklichung den Menschen als
unmöglich erscheint, können von Tieren mit einer erstaunlichen
Leichtigkeit verrichtet werden. Der Mensch kann zum Beispiel die
Dauer der Schwangerschaft nicht verlängern, doch die Mücken
können dies tun.
Manche Stechmücken legen ihre Eier nicht nach dem ersten,
sondern erst nach dem zweiten oder gar dritten Regen. Dadurch
wird der Mückennachwuchs auf besondere Weise geschützt.
Es gibt einen wichtigen Grund, warum die Stechmücken das
Ablegen ihrer Eier hinauszögern. Da mit dem ersten Regen die am
Boden entstandene Feuchtigkeit und die Wasserlachen in kurzer
Zeit vertrocknen können, könnte die an einem trockenen Ort ver-
bliebenen Larven absterben. Die Mücke weiss das jedoch und han-
delt sehr klug. Sie lässt sich vom ersten Regen nicht verleiten und
wartet auf die nächsten Regenfälle.
Woher weiss die Stechmücke, dass die Feuchtigkeit der Erde
nach dem ersten Regen ungenügend sein wird, und die entstande-
nen Pfützen in kurzer Zeit vertrocknen werden? Um eine solche
Vorsichtsmassnahme zu treffen, muss die Mücke über die
Auswirkung der Verdunstung informiert sein und sich ernsthaft
zum Beipiel folgendes überlegen: “Das ist erst der erste Regen, mit
der Zeit kann das Wasser in und über der Erde verdunsten, weshalb
ich zum Eierlegen besser noch eine Weile zuwarte.”
Die Stechmücke kann sich eine Information dieser Art nicht
durch Erfahrung aneignen, denn bevor sie die nächste Regenzeit
sieht, wird sie gestorben sein. Für einen Entscheid hat sie eine ein-
zige Chance. Um diese Chance richtig zu nutzen, müsste sie vorher
unbedingt eine Ausbildung genossen haben. Aber sie kam ja erst
vor ein paar Wochen zur Welt, und eine Ausbildung ist für die
Mücke nicht möglich, weil sie über keine Lernfähigkeit verfügt.
Gleichwohl fasst die Mücke einen äusserst konkreten und weit
vorausschauenden Entschluss. Dieser Entschluss bewahrt die Art
der Stechmücken.
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