Page 54 - Mariazell 2016
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"Weg der Barmherzigkeit"
Ich weise den anderen darauf hin, dass er mit seinem Verhalten keine Freunde
gewinnt, sondern sich selbst das Leben schwer macht. Das Ansprechen ist
immer mit der Hoffnung verbunden, dass der andere sich wandeln kann und
es so sich selbst und andern leichter macht.
Sich abgrenzen
Ein anderer Weg gegenüber lästigen Menschen besteht darin, sich
abzugrenzen.
Vor allem bei Menschen, die keine Grenzen akzeptieren, ist es wichtig, auf die
eigene Grenze zu pochen und sie vor grenzenlosen Menschen zu schützen.
Zumindest brauche ich dann innere Distanz zu diesen Menschen, damit ihre
Last mich nicht erdrückt.
Aber diese beiden Verhaltensweisen allein genügen nicht im Umgang mit
lästigen Menschen. Der dritte Weg ist eben, den Menschen so, wie er ist, zu
tragen und zu ertragen.
Ertragen – ein Zeichen von Stärke
Es gibt im Zusammenleben in einer Gemeinschaft, in einer Firma, in der Familie
immer auch etwas am anderen, was ich tragen muss. Ich kann die Last des
anderen weder durch ein Gespräch aus der Welt schaffen, noch indem ich
mich von ihm abgrenze, noch indem ich dagegen kämpfe.
Der dritte Weg ist eben, den Menschen so, wie er ist, zu tragen und zu
ertragen. Paulus nennt dieses Ertragen das Gesetz Christi:
„Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“
(Gal 6,2).
Eine Gemeinschaft kann auf Dauer nur bestehen, wenn die Einzelnen bereit
sind, einander zu ertragen. Der hl. Benedikt hat das gewusst, wenn er am Ende
Podersdorfer Wallfahrt 2016 Seite 49