Page 55 - Mariazell 2016
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"Weg der Barmherzigkeit"
seiner Regel den Mönchen einschärft: „Ihre körperlichen oder charakterlichen
Schwächen sollen sie gegenseitig mit großer Geduld ertragen“ (RB 72,5).
Geduld mit Stehvermögen
Das deutsche Wort Geduld kommt von „dulden“, das wiederum vom
lateinischen „tolerare“ (tragen) kommt.
Geduld und Ertragen gehören also zusammen. Das griechische Wort für
Geduld „hypomone“ bedeutet eigentlich: darunter bleiben, aber zugleich auch:
Standfestigkeit beweisen, einen Angriff abwehren.
Geduld ist also nicht etwas rein Passives. Sie hat durchaus die Fähigkeit, etwas
zu tragen, ohne einzuknicken. Aber sie ist auch der Widerstand gegen
feindliche Kräfte. Man gibt nicht auf, sondern man kämpft geduldig. Man hält
stand.
Das geduldige Ertragen der Lästigen kann heißen:
Gebt denen, die euch belästigen, nicht so viel Macht. - Bleibt standhaft. - Zeigt
Stehvermögen. - Fallt nicht um! - Bleibt bei euch. - Lasst euch nicht verbiegen.
Der lästige Bruder, die nervende Schwester dürfen so sein, wie sie sind. Aber
lass dich von ihnen nicht bestimmen. Steh zu ihnen. Aber trage nicht ihre
ganze Last. Denn die müssen sie selbst tragen. Trage sie mit, damit sie in der
Gemeinschaft ihren Platz haben. Aber lass die Gemeinschaft nicht von ihnen
bestimmt werden. Das würde sie nur erdrücken. Wenn du in Christus deinen
Grund, dein Fundament hast, dann kannst du auch die Schwachen und
Lästigen tragen, ohne daran zu zerbrechen.
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Barmherziger und guter Gott,
du hast Geduld mit uns Menschen.
Du trägst auch mich geduldig, gerade dort,
wo ich mich selber nicht ertragen kann.
Podersdorfer Wallfahrt 2016