Page 100 - Bund der Steuerzahler in Bayern - Chronik 70 Jahre
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1949                                                                                                                                                                                                                        2017   2019




                                                                                                                               mann, Erste Parlamentarische Geschäfts-
                                                                                                                               führerin der Grünen, betonte: „Für uns
                                                                                                                               Grüne ist klar, dass jede Wählerstimme
                                                                                                                               gleich viel wert ist. Daher muss sich das
                                                                                                                               Zweitstimmenergebnis auch 1:1 im Parla-
                                                                                                                               ment widerspiegeln. Überhangmandate
                                                                                                                               sollen verrechnet werden. Dazu haben wir
                                                                                                                               Vorschläge gemacht und wir bleiben wei-
        Unser Politik-Talk zum Wahlrecht                                                                                       terhin gesprächsbereit.“ Haßelmanns Aus-
                                                                                                                               sage konterte der CDU-Abgeordnete Chris-
                                                                                                                               tian Freiherr von Stetten damals so: „Wenn
        „Nein zu einem XXL-Bundestag!“                                                                                         wir alle wollen, sind neun Wochen für eine
                                                                                                                               Einigung ausreichend. Die Unionsfraktion
                                                                                                                               hat erst diese Woche bekräftigt, das Wahl-
                                                                                                                               recht noch vor der Wahl im September än-
        Ein prominentes Panel, ein Bundestagsprä-  kompliziert, dass ein Wähler bei seiner   Jetzt, an diesem Januar-Tag, richtet BdSt-  dern zu wollen.“ Jörn Wunderlich, Parla-
        sident als Gastredner, der vor rund 100 Gäs-  Stimmabgabe nicht wissen kann, wie groß   Präsident Holznagel an die Teilnehmer der   mentarischer Geschäftsführer der Linken,   „Kein Wähler weiß genau, wie viele Abgeordnete es nach der Wahl sein werden. Das ist eine nicht akzeptable
                                                                                                                                                                   Folge des geltenden Wahlrechts.“ Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert brachte in seinem Gruß-
        ten betonte: „Ich kämpfe bis zum letzten   das Parlament nach dem Wahlabend wer-  vom Bund der Steuerzahler veranstalteten   signalisierte eine grundsätzliche Bereit-  wort das Problem auf den Punkt.
        Sitzungstag für eine Neuregelung!“ Und   den wird. Deshalb engagiert sich der Bund   Diskussion „Die Zeit läuft! Kann ein XXL-  schaft der Fraktion, das Wahlrecht zu modi-
        eine Petition, bei der innerhalb von nur   der Steuerzahler in persönlichen Gesprä-  Bundestag verhindert werden?“ den Appell:   fizieren: „Wir haben in der vergangenen    Resonanz auf die BdSt-Petition „Nein zu ei-  einen überdimensionierten Bundestag. Ih-
        zwei Monaten rund 114.000 Bürger gegen   chen von BdSt-Präsident Reiner Holznagel   „Einigen Sie sich, wie Sie die 630 schaffen!“   Legislaturperiode konkrete Gesetzentwürfe   nem XXL-Bundestag!“ – bis zur Veranstal-  nen muss klar sein, dass ein solches Parla-
        einen XXL-Bundestag stimmten. Am 25. Ja-  mit Politikern und in der Medienöffentlich-  Konkret gemeint ist an diesem Nachmittag   auf den Tisch gelegt. Diese Angebote gel-  tung im Januar 2017 hatten rund 114.000   ment sich selbst blockiert. Die Zeit der Aus-
        nuar 2017 machte der Bund der Steuerzah-  keit, um ein XXL-Parlament mit zusätzli-  das prominent besetzte Talk-Panel: Neben   ten, doch ist die große Koalition gefragt,   Bürger die Petition auf Change.org binnen   reden ist vorbei!“ Der Slogan des Bundes
        ler mit seinem Politik-Talk zur dringend nö-  chen Kosten und ausufernder Bürokratie    dem Politologen Prof. Dr. Frank Decker wirk-  den Impuls für eine Wahlrechtsänderung   zwei Monaten unterzeichnet. Das Finale   der Steuerzahler geht sogar darüber hinaus
        tigen Wahlrechts-Reform auf sein Engage-  zu verhindern.                ten Christian Freiherr von Stetten (CDU),      zu starten.“                        der Unterschriften-Aktion stellte die Über-  und soll das Problem zuspitzen: „500 Abge-
        ment aufmerksam.                                                        Britta Haßelmann (Grüne), Jörn Wunderlich                                          gabe des Ergebnisses von BdSt-Präsident   ordnete sind genug!“
                                            Im Gespräch ist eine Deckelung der Manda-  (Die Linke) an der von Roland Tichy mode-  Kurz zuvor hatte Bundestagspräsident    Holznagel an den Bundestagspräsidenten
        Rückblick: Es ist Anfang des Jahres 2017.   te bei 630, immer wieder hat Bundestags-  rierten Talkrunde mit – dazu Holznagel   Lammert in seinem Grußwort das Problem   dar. „Wir übergeben Ihnen diese Unter-  Das gilt auch heute, im September 2019.
        Noch acht Monate bis zur Bundestagswahl   präsident Prof. Dr. Norbert Lammert dieses   selbst.                         auf den Punkt gebracht: „Kein Wähler weiß   schriften als konkrete Unterstützung.“   Jetzt sitzen tatsächlich 709 Frauen und
        am 24. September. Noch sitzen 630 Frauen   Ziel formuliert. Bis „zum letzten Sitzungs-                                 genau, wie viele Abgeordnete es nach der   Holznagel machte deutlich, was jetzt wich-  Männer im Plenarsaal des Reichstagsge-
        und Männer im Plenarsaal des Reichstags-  tag“ wolle er dafür kämpfen – damit meint   Im Haus des Bundesverbandes Öffentlicher   Wahl sein werden. Das ist eine nicht akzep-  tig ist: „Die Politik muss das Wahlrecht mi-  bäudes. Nach der nächsten Bundestags-
        gebäudes. Doch es droht eine Aufblähung   Lammert seinen eigenen letzten Tag im    Banken Deutschlands stritten sie vor rund   table Folge des geltenden Wahlrechts.“  nimal so korrigieren, dass die Regelgröße   wahl könnte das Parlament sogar bis zu
        des Parlaments auf mehr als 700 Abgeord-  Plenum. Schon am 5. September 2017 wird   100 Zuhörern aus Politik, Wirtschaft und                               von 598 Abgeordneten ungefähr eingehal-  900 Abgeordnete unterbringen müssen.
        nete vor allem aufgrund der Ausgleichs-  er sich im Amt des Bundestagspräsidenten   Medien über konkrete Möglichkeiten zur   Wie sehr ein teurer XXL-Bundestag die Ge-  ten wird. Die Volksvertreter dieser Legisla-  Deshalb wird unser Engagement weiterge-
        mandate – denn das Wahlrecht ist derart   vom Parlament verabschieden.   Korrektur des Wahlrechts. Britta Haßel-       müter der Bürger bewegt, zeigte die große   turperiode tragen die Verantwortung für    hen: Nein zu einem XXL-Bundestag! HF
































        Stritten über konkrete Möglichkeiten zur Korrektur des Wahlrechts (v.l.): Prof. Dr. Frank Decker (Politologe), Christian Freiherr von Stetten (CDU),
        Britta Haßelmann (Grüne), Moderator Roland Tichy, Jörn Wunderlich (Die Linke) und BdSt-Präsident Reiner Holznagel.



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        100  Aktionen und Kampagnen                                                           70 Jahre | BdSt Deutschland e. V.e | BdSt Deutschland e. V.  70 Jahr                                                                   101
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