Page 29 - Pohadka - Ein Märchen in Bildern, Worten und Musik
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Schrecklich zog es Ivan in diese Stadt.
„Ivan“, sprach Maria, „reite nicht dorthin. Nicht umsonst warnt
mich mein prophetisches Herz. Ein Unglück wird es geben.“
„Warum fürchtest du dich, Marja? Wir reiten für einen Augen-
blick hin, betrachten die Stadt und kehren wieder um.“, antwor-
tete ihr Ivan.
„Hinzureiten ist nicht schwer, aber wieder wegzureiten wird
schwer sein. Doch sei es drum! Reite du los, ich aber werde hier
bleiben und als weisser Stein am Wegesrand auf dich warten.
Doch sei vorsichtig, mein Liebster. Der Zar und die Zarin nebst
ihrer Tochter werden dir entgegenkommen. Mit ihnen wird ein
wunderschöner Knabe sein. Diesen Knaben küsse nicht. Küsst
du ihn, so wirst du mich auf der Stelle vergessen. Dann werde
ich nicht mehr auf dieser Welt weiterleben… Ich werde vor
Kummer vergehen und du wirst mich nicht mehr lebend finden.
Hier am Wegesrand werde ich drei Tage auf dich warten. Wenn
du aber am dritten Tage nicht kommst… Ach, reite nur los“.
So verabschiedete sich Ivan von ihr und ritt allein in die Stadt.
Marja aber blieb als weisser Stein am Wegesrand liegen.
Es verging der erste Tag, es verging der zweite, schliesslich
verging auch der dritte – Ivan kam nicht. Arme Marja! Er hatte
ihre Anweisungen nicht befolgt.
In der Stadt waren zu Ivans Begrüssung Zar, Zarin und ihre
Tochter herbeigekommen. Mit ihnen kam auch ein wunderschö-
ner Knabe, ein Lockenkopf, mit lebhaften Äuglein klar wie Ster-
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