Page 20 - engelthaler-rundschau-34-2020

Hilflosigkeitserleben zu deutlichen grenzungen, Verletzungen, Hoffnun­ kein Coming­out. Frauen müssten können alle Menschlichkeiten und und Unsichtbarmachung der Vielfalt Zum Nachdenken:
Verdrängungs­ und Projektionspro­ gen und Bedürfnisse verbergen. sich für höhere Positionen nicht vermeintlichen Unmenschlichkeiten scha det sogar, weil Menschen, die Die meisten von uns kennen Sätze,
zessen führen können; auch in der rechtfertigen. berücksichtigt werden. Therapie bie- schon ausgegrenzt wurden, ver­ die uns in der Kindheit andere gesagt
Therapie braucht es oft erst ein In der Therapie nutzen wir Sprache, tet die Möglichkeit, um das Ein- wundbarer sind für weitere Ausgren­ haben, die wir bis heute im Kopf be­
bisschen Vertrauen dafür; Thera­ die erlaubt, statt zu beschämen – Wir sind gesellschaftlich nicht an gangsbeispiel zu nutzen, für unter- zung – gerade da, wo sich andere halten haben – manchmal, weil sie
peut*innen werden manchmal viel­ Sprache, die einlädt oder nachfragt, einem Punkt, wo Diskriminierung schiedliche Tätigkeiten die jeweils Menschen denken, „ist doch nur eine dauernd gesagt wurden, manchmal,
leicht auch etwas unsicher sein und statt einfach auszugrenzen; und Vergangenheit wäre. Sonst würden besser geeignete Hand zu nutzen, Kleinigkeit“. weil sie von einer wichtigen Person
fragen im Zweifel die Patient*innen manchmal Sprache, die klar Gren - Frauen auch im Schnitt so viel verdie­ statt starr immer die eine Hand einmal gesagt wurden; manchmal,
selbst, was für sie z. B. cis­gender, zen setzt, aber dennoch Wohlwollen nen wie Männer – und intersexuelle, zu verwenden, „weil man das so Was tun? Sprachlich bietet hier z. B. weil sie nie gesagt wurden.
transident, transsexuell, Transvestit, vermittelt, so gut es geht. transsexuelle, queere, diverse und macht“. das Gendersternchen eine Form des
divers, queer, non­binär, homo­, bi­, alle anderen Menschen ebenso. Nie­ Respektes – z. B. „Liebe Kolle g *in­ Sprache wirkt also. Entsprechend ist
sapio­, oder asexuell bedeutet. Dies ist unter anderem wichtig, weil mand würde irgendwen überreden nen“. Menschen verwenden es, um dieser Text als Hinweis gedacht,
Sprache gesellschaftlich anders ver­ wollen, eine „Konversionstherapie“ Sprache kann das Leben zu zeigen, dass es Platz für alle gibt sprachlich Menschen und deren Le­
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Auch ich werde bei manchen der Be­ wendet wird. Solange gesellschaft­ zu machen, oder sich gefälligst „pas­ erleichtern oder erschweren und alle sichtbar sein dürfen . „Meine ben wundervoll sichtbar zu machen,
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griffe unsicher, was auch okay ist. lich ausgegrenzt wird, haben wir als send zum Geschlecht“ zu kleiden. Damen und Herren“ schließt Men­ sie und ihre Lebenswirklichkeit ein­
Wichtiger ist, zu verstehen, dass sich Ausgegrenzte Herausforderungen Für derartige Flexibilität spielt Spra­ schen aus. Für Menschen mit Aus­ zuladen, statt sie auszuschließen.
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hinter den Begriffen wertvolle und und Ängste, die andere tendenziell Entsprechend hilft Unterstützung, che eine wichtige Rolle. Sprachlich grenzungserfahrungen ist dies eine Dann steigt die Wahrscheinlichkeit,
wichtige Lebenserfahrungen, Chan­ nicht haben. Als heterosexueller manchmal auch in Form von Psycho­ erwartet die Gesellschaft weiterhin Wiederholung der Ausgrenzung oder dass Menschen Sätze erhalten und
cen, Ausgrenzungen, Risiken, Ab­ Mann wäre dieser Text für mich z. B. therapie. In diesem sicheren Raum überwiegend, dass Menschen sich mindestens wieder eine unnötige Un­ verinnerlichen, die helfen, ihr buntes
als „Herr“ oder „Frau“ anreden las­ sichtbarkeit. Und diese Unsichtbar­ und vielfältiges Potenzial nach ihrem
sen. Um das wieder klar zu sagen, es keiten haben Folgen: Wunsch zu entfalten.
ist menschlich völlig okay, irritiert zu
sein, wenn etwas überrascht und neu Aus zahlreichen Studien wissen wir , Die Welt besteht eben nicht nur
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„Seitwärts“ ist. Die Tatsache, dass in dieser Ge­ dass z. B. von „Ingenieuren“ zu spre- aus Links- und Rechtshänder*innen.
sellschaft immer noch so oft über­ chen, auch zu weniger weiblichen Und wir dürfen voller Staunen darü-
rascht, dass es Menschen gibt, die Studierenden führt. Gesprochen ber miteinander reden. Ich hoffe, ich
nicht männlich oder weiblich sind, wird das Sternchen üblicherweise konnte hierfür eine kleine Anregung
ist nicht okay. Diese Ausgrenzung als „Ingenieur _Minipause_ innen“. geben.

Erläuterungen:

1. Gender/Geschlecht: Als Geschlecht wird in der Literatur in der Regel das biologische Geschlecht bezeichnet – also zumeist
weiblich, männlich oder intersexuell. Gender hingegen bezeichnet häufig die sozialen Zuschreibungen von Eigenschaften
wie „Männer sind stark“, „Frauen sind emotional“. Gender kann sich auch auf die selbst gewählte geschlechtliche Kategorie
beziehen – z.B. transident.

2. Ich kenne Geschichten von Strafen und Umerziehung von Linkshänder*in nen noch von familiären Erzählungen.

3. In manchen Ländern gibt es weitere Geschlechtskategorien, z.B. die Hijra, Katoys oder Chanith Omans.

4. „Wir“, weil ich selbst schwul bin und mich als „divers“ identifiziere, weil ich auf männliche Stereotype keine Lust habe.
Wenn ich jetzt noch Linkshänder wäre ;­)

5. „Konversionstherapie“ bezeichnet pseudotherapeutische Versuche, Menschen zu heterosexuellem Verhalten zu bringen.

6. Eine Übersicht über sprachliche Möglichkeiten bietet die Stadt Hannover, die seit Anfang 2019 auf das Gendersternchen setzt:
„Empfehlungen für eine geschlechtergerechte Verwaltungssprache“ (2019).

7. Als Beispiel der Hinweis auf die Studie „Yes, we can!“ von Vervecken, D., & Hannover, B. (2015).

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