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Hunderassen in unterschiedlichen Farben, Schritt für Schritt erschienen die Hunde allein den Maler inspiriert hat. Dennoch blieb er
Bluthunde, die Chiens Blancs du Roy, die auf den Gemälden oder zumindest nahmen eine unbestreitbare Quelle der Bewunderung
Fauves de Bretagne und die Gris de Saint- sie die wichtigste Rolle ein. Einige Künstler und Inspiration und wurde von allen
Louis. Ihre Namen deuteten klar ihre spezialisierten sich sogar auf Tiermalerei, wie geschätzt.
Herkunft an. Die Vorstehhunde erschienen in François Desportes (1661-1743), offizieller
Verbindung mit der Jagd auf große Tiere; sie Maler des Sonnenkönigs, Paul de Vos (1596- Zahlreiche zeitgenössische Maler stellen
wurden vor der Erfindung von Feuerwaffen 1678), Abraham Hondius (1625-1691), Franz Hunde in ihren Werken mehr oder weniger
eingesetzt, um die Beute zu töten. Snyders (1579-1657) oder Jean-Baptiste stilisiert dar.
Oudry (1686-1755).
Vermenschlichung der Hunde in der
Renaissance Am erstaunlichsten bleibt die Realität, mit der
die Hunde gemalt wurden, sowohl in Bezug
Ab dem Ende des Mittelalters erschienen auf auf ihre Anatomie als auf ihren Ausdruck, ihre
den Gemälden Begleithunde. In der Nähe der Haltung und ihren charakteristischen Blick.
Damen, auf ihrem Schoß oder zu ihren Füßen Jede Hunderasse ist genau als Kopie der
wurden Hunde dargestellt, die deutlich klei- Wirklichkeit dargestellt. Manchmal scheint es,
ner als Jagdhunde waren. Kleine Windhunde als sei der Hund nicht die Abbildung auf
oder andere Zwerghunde schienen großes einem Gemälde, sondern als könnte er ewig
Interesse bei den Damen zu erregen, die sie weiterleben.
großzügig und viel streichelten. Während der
Renaissance geizten die Maler wenig mit der Später, im 19. und 20. Jahrhundert, ver-
Darstellung von Hunden. Kleine schwanden die großen Jagdhunde, die den
Begleithunde sind gemeinsam mit Damen Herrschern sonst gedient hatten, um fast aus-
und jungen Mädchen abgebildet, schließlich für Begleithunde und seltener
Windhunde, zarte Hunde und größere Tiere Hüte- und Wachhunde Raum zu geben. Die
als Begleiter der Herren. Das ganze Spektrum Maler gaben den Hunden einen fast senti-
der Hunde erscheint auf den Gemälden des mentalen Ausdruck. Der Reiz der Hunde für
16. Jahrhunderts. Maler und die Gesellschaft dieser Zeit nahm
zu.
Der Hund wurde vermenschlicht: Er war
überall präsent, lag während der Bankette Langsam bildete sich ein abstrakter Stil heraus: Arearea (Zeitvertreib) oder Der rote Hund,Gemälde Paul
unter den Tischen und fraß, was ihm die Der Hund diente als Symbol und es ist Gauguin (1848 – 1903), es entstand 1892 im zweiten Jahr
Hochgeborenen zuwarfen. Er erfüllte alle unmöglich festzustellen, welche Hunderasse seiner ersten Tahiti-Reise, Öl auf Leinwand, Musée
d’Orsay, Paris ©Aisa/Leemage/Josse
Dimensionen des Daseins eines Begleiters.
Künstler aller Länder malten diese Hunde: In
Venedig zum Beispiel Bichons, die bequem
auf einem Kissen liegen und von ihrer Dame
während einer Gondelfahrt verwöhnt werden.
Dennoch blieb der Hund ein unverzichtbarer
Begleiter für die Jagd. Hier unterschieden die
Maler immer feiner zwischen den verschiede-
nen Jagdhundetypen, wie Lauf- und
Vorstehhunden.
Vom 17. Jahrhundert bis heute:
Entstehung der Hunderassen
Vom 17. Jahrhundert an entstanden langsam
mehr Hunderassen, zumindest zu Beginn wie-
derum in Verbindung mit der Jagd. In der Tat
ging die weitere Entwicklung verschiedener
Jagdtechniken und der gejagtenTiere mit einer
größeren Vielfalt der Meuten einher.
Nichtsdestotrotz geht die Bedeutung der
Meuten gegen Ende dieses Jahrhunderts lang-
sam zurück zugunsten von Hunden geringerer
Größe, wie des King Charles. Ihm schenkten
die Herrscher große Aufmerksamkeit.
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