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Philosoph  Lao-Tse  bringt  ihn  in  Azteken ist er das Feuer selbst, während er bei  Wenn der Hund hier noch in einigen
            Zusammenhang mit der Vergänglichkeit,  den Mayas die Sonne während der Nacht  Redewendungen in Erscheinung tritt, dann
            indem er einen alten chinesischen Brauch wie-  beschützt.                 wird er häufig abqualifiziert, wie bei „kalt wie
            der aufleben ließ, bei dem Hundefiguren aus                               ein Hund“ in Deutschland, „krank sein wie ein
            Stroh verbrannt werden, um ein böses  Ganz anders symbolisiert der Hund bei den  Hund“ in Spanien oder Frankreich, „vor die
            Schicksal zu vertreiben. Andererseits ist der  Kelten Krieg und Sieg. Er ist deshalb ein  Hunde gehen“ in den angelsächsischen
            Hund für die Japaner ein gutes Tier, das  hochgelobtes Wesen und mit ihm verglichen  Ländern oder das jüdische Sprichwort „Wer
            Kinder und Mütter schützt. In Tibet ist er ein  zu werden, ist eine Ehre.  Kinder hat, lebt wie ein Hund und stirbt wie ein
            Symbol der Sexualität und der Fruchtbarkeit.                              König, wer keine hat, lebt wie ein König und
            Er steht also in Zusammenhang mit dem  Die Zweideutigkeit der symbolischen  stirbt wie ein Hund“. Selten findet man
            Funken des Lebens, was uns zu einem ande-  Darstellung                    Sprüche, in denen ein Hund für seine
            ren Aspekt der Symbolkraft des Hundes hin-                                Vorzüge steht, wie „treu wie ein Hund“.
                                                 Im Laufe der Zeit hat der Hund einen großen
            leitet, dem des Feuers.
                                                 Raum in den symbolischen Darstellungen  Wer weiß, ob kommende Generationen unse-
                                                 eingenommen,  sie  zeugen  von  der
            Der Hund und das Feuer                                                    ren Begleiter auf vier Pfoten nicht lobenswer-
                                                 Doppeldeutigkeit der Gefühle, die ihm in den  ter erwähnen werden, wenn man bedenkt wel-
            Erstaunlicherweise entfacht der Hund in den  menschlichen Gesellschaften entgegenge-  che zunehmend größere Rolle der Hund in
            meisten Fällen das Feuer nicht selbst, auch  bracht wurden. Für die einen ist er Beschützer  unserem Leben spielt?
            wenn er als derjenige gilt, der es dem  und Wächter, für die anderen das Böse und
            Menschen gebracht hat. Er nimmt somit bei  der  Dämon.  Der  Hund  hat  eine
            einigen afrikanischen und indianischen  Symbolhaftigkeit entwickelt, die in den
            Stämmen den Platz des Prometheus ein. Auf  modernen Zivilisationen allmählich in den
            den Inseln Ozeaniens knurrt und schläft der  Hintergrund zu tritt.
            Hund am Feuer und ist dessen Herr. Für die



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            Andere Darstellungen des Hundes in der Kunst

            Auf Wappen, auf Münzen und, eher jüngeren Datums, auf Briefmarken taucht das Thema Hund mit zahlreichen Bedeutungen auf.




            Der Hund in derWappenkunde
            Im 11. Jahrhundert entwickelte sich im Laufe der Kreuzzüge der
            Einsatz von Wappen. Die Herren, angetan mit ihren schweren
            Rüstungen, konnten sich untereinander nicht erkennen. Die Idee war
            also, den Träger mit einem persönlichen Symbol zu kennzeichnen,
            damit alle Welt ihn erkennen könnte: Dieses Zeichen hatte die Form
            eines Wappens.
            Der französische und vor allem der englische Adel nutzten diese
            Möglichkeit zusätzlich, um die Qualitäten des Wappenträgers her-
            auszustellen. Zunächst wurden in erster Linie Fantasietiere dargestellt,
            nach und nach wurden sie durch Abbildungen realer Tiere ersetzt.

            Der Hund wurde von Beginn an abgebildet, denn er versinnbildlich-
            te eines der exklusiven Privilegien des Adels, das Jagdrecht.

            Ab dem 9. Jahrhundert traten besondere Hunderassen in Erscheinung,
            Jagd- und Kampfhunde. Im 12. Jahrhundert schmückten
            Abbildungen von Molossern und Doggen die Wappen der englischen,
            schottischen und irischen Herren. Später dienten die Wappen auch als                                         GrahamTaylor/Fotolia
            Embleme berühmter Einrichtungen, z.B. in der Armee.



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