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Verehrt von den Ägyptern Diese Skulptur ist sehr modern in ihrer
Darstellung der „Liebe zum Hund“, sie
Auch wenn das Schicksal der Hunde in der
stammt aus Gallien, aus der Zeit um etwa 50
Antike wenig beneidenswert scheint, gibt es
n. Chr., in dieser Epoche findet der Hund zu
auch Zeugnisse dafür, dass sie sehr wohl ange-
seiner neuen Rolle als Begleiter.
sehen waren und respektiert wurden.
Im Moment des Todes haben zahlreiche
In der Zeit des neuen Kaiserreichs in Ägypten
Menschen den Wunsch, ihrem treuen
war es bei Strafe verboten, einen Hund zu
Begleiter ein Grab auf einem Friedhof zu
misshandeln oder zu töten.
schaffen. Diese Praxis bestand bereits im alten
Ägypten, dort wurde der Hund mumifiziert,
Im antiken Griechenland stellten die Künstler
um den Verstorbenen auf seinem Weg zu den
den Hund als privilegiertes Tier für die
Göttern zu begleiten. Noch enger ist die
Begleitung des Menschen dar, die mesopota-
Verbindung zum Menschen dann, wenn
mischen Skulpturen von Assurbanipal deuten
Welpen von Frauen gesäugt werden
auch auf diese besondere Stellung hin wie bei
(Amazonien, Ozeanien, Frankreich im 19.
Der ruhende Satyr, einem Kunstwerk, das im
Jahrhundert).
Louvre in Paris ausgestellt ist. Aber der erste
wirklich markante Hinweis auf die
Einbindung des Hundes in die Familie ist die
Darstellung auf einer Tonarbeit, auf der ein
sich zärtlich umarmendes Paar zu sehen ist. Zu
seinen Füßen liegt ein Hund im tiefen Schlaf.
Mumie eines Hundes, ägyptische Antiquität der Spätzeit
(664 v. Chr.- 332 v.Chr.), Museum Louvre, Paris
© Josse/Leemage© Photo Josse/Leemage
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Hunde,zu allen Zeiten Helfer des Menschen
Vom Status des Sklaven, den der Hund im Nahen Osten um etwa 2.000 v. Chr. innehatte
(das Ideogramm des Hundes ist mit dem des Sklaven auf Münzinschriften identisch!),
eroberte der Hund sich allmählich einen wichtigen Platz in der Arbeit für den Menschen.
Erst Jäger,dann teuflisch Sie werden zum Begleiter und privilegierten
Helfer der Adligen, deren wesentliche
Seit der Antike erfüllt der Hund zahlreiche
Funktionen und ist Teil unterschiedlicher Aktivitäten Krieg und Jagd sind. Der zukünf-
Aktivitäten wie bei der Jagd, in den tige Ritter muss deshalb lernen, nicht nur sein
Schlachten oder beim Schlittenziehen in den Pferd zu pflegen und auszubilden, sondern
Polarregionen. Er dient als Nahrungsquelle auch seine Hunde. Der für seinen Mut und
und ist Teil heiliger, religiöser Riten. Später seine Schönheit berühmte Ritter Phoebus
wird das römische Kaiserreich zum Vorreiter schrieb im 15. Jahrhundert eine wunderbare,
der Hundezucht und kann stolz sein auf den sehr schön illustrierte Abhandlung über die
Titel „Vaterland der tausend Hunde“. Sie las-
Jagd mit Hunden („Buch der Jagd“).
sen die unterschiedlichen Varietäten erahnen, Hunderassen wurden gekreuzt, um ihre
deren wichtigste Aufgaben die eines Begleiters,
Ausdauer, ihre Aggressivität und ihre
eines Wächters der Bauernhöfe und der
Fähigkeiten beim Aufbringen des Wilds zu
Viehherden, sowie eines Jagdgehilfen sind. verbessern. In Frankreich war das Privileg der
© Duhayer/Royal Canin Im Mittelalter werden Hunde vor allem bei Jagd bis zur französischen Revolution dem
Adel vorbehalten, danach widmeten sich
der Jagd eingesetzt, aber weiterhin auch auf
auch Bauern der Zucht von Jagdhunden.
dem Schlachtfeld.
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