Page 17 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
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WAS FÜR BEZIEHUNGEN GIBT ES?
Die ersten Beziehungen knüpft man gewöhnlich zu
den Eltern (oder der Hauptbezugsperson) und anderen
Familienmitgliedern. Auf dem Weg ins Erwachsenenle-
ben erhalten Beziehungen zu Spielkameraden, Schul-
freunden, Kollegen und Liebespartnern allmählich eine
immer größere Bedeutung für die Persönlichkeit.
Familienbeziehungen
Kinder knüpfen ihre engste Bindung zu ihrer Haupt-
bezugsperson, gewöhnlich der Mutter. Diese intensive
Beziehung beginnt schon im Mutterleib und bleibt auch
nach der Geburt noch lange Zeit bestimmend für das
Kind. Diese Mutter-Kind-Bindung ist darüber hinaus
prägend für alle weiteren Beziehungen. Bei Tieren nennt
man diese Bindung »Prägung«. Sie wurde erstmals von
dem Tierverhaltensforscher Konrad Lorenz entdeckt. Er
fand bei seinen Experimenten mit Entenküken in den
30er Jahren heraus, dass die Prägung kurz nach dem
Schlüpfen eintritt und nicht rückgängig gemacht werden
kann. Das Junge folgt jedem beliebigen beweglichen
Objekt, das es in dieser kritischen Phase sieht: einem
Huhn, einem Ball, sogar einem Menschen. In jüngerer
Zeit haben Psychologen jedoch Lorenz‘ Werk in Frage
gestellt. Man findet zwar Spuren solcher Prägung bei
Menschen; menschliche Beziehungen sind allerdings
schon im ersten Lebensjahr viel komplexer, als es das
Prägungsmodell darstellen könnte.
Das Bedürfnis sich zu binden ist im Kleinkind gene-
tisch verankert. Neugeborene suchen automatisch nach
charakteristischen Zügen im Gesicht und in der Stimme
der Bezugsperson und stellen sich auf diese ein. Das
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