Page 18 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
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führt dazu, dass sie früh lernen, den Klang und die Er-
       scheinung ihrer Bezugsperson aus einer Gruppe von Er-
       wachsenen zu unterscheiden. Diese Fähigkeit gilt bei
       weiblichen Babys als besonders ausgeprägt.
         Kleinkinder bis zum Alter von etwa 14 Monaten ha-
       ben Angst, von ihrer Mutter getrennt zu werden. Danach
       sind sie begierig darauf, auf Erkundung zu gehen und
       werden zunehmend unabhängiger. Allerdings kehren sie
       immer sofort zur Mutter zurück, wenn sie etwas er-
       schreckt. Für die Kinder ist diese Zeit der Lösung von
       der Bezugsperson nicht nur ein lebenswichtiger Lernab-
       schnitt, hier werden auch emotionale Verhaltensmuster
       festgelegt, die alle folgenden Beziehungen beeinflussen.
         Nicht bei jeder Mutter verläuft das Bindungsverhalten
       instinktiv. Wenn sie selbst eine lieblose Erziehung hatte,
       ist sie manchmal nicht in der Lage, das Bedürfnis des
       Kindes nach Liebe und Beistand ganz zu stillen. Dann
       kann es passieren, dass sich die Mutter-Kind-Bindung
       nicht richtig entwickelt und in irgendeiner Form gestört
       ist. Kinder können Schwierigkeiten in allen späteren Be-
       ziehungen leichter überwinden, wenn die Mutter-Kind-
       Bindung stark ist. Ist diese Bindung jedoch schwach
       oder pathologisch, kann sie sich negativ auf spätere Be-
       ziehungen auswirken.
         Auch andere familiäre Beziehungen sind von Bedeu-
       tung. Abgesehen von dem Rollenvorbild, das Mütter für
       ihre Töchter und Väter für ihre Söhne sind, legt die Be-
       ziehung zum jeweils anderen Elternteil häufig den
       Grundstein für künftige Liebesbeziehungen. Söhne su-
       chen z. B. häufig nach einer Partnerin, die ihrer Mutter
       von der Persönlichkeit oder der Erscheinung her ähnelt,



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