Page 15 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Das Inertialsystem vor dem Forum der Naturforschung.
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     mathische Geographie), J. B. Stallo (1890), E. Budde (1890, Mathe-
     matik),  Gr. Frege (1891,  Mathematik),  L. Weber (1891,  Physik),
     J. G. Mac Gregor (1893, Physik), P. Johannesson (1896, Päda-
     gogik), B. u. J. Friedländer (1896), A. Höfler (1900, Philosophie),
     H. Kleinpeter (1900) und A. Voss (1901, Mathematik), ohne damit
                                      FreiHch, so gründlich, wie Mach
     die Liste erschöpfen zu wollen 3).
     und ich, möchten nur wenige der genannten Forscher mit dem Ab-
     soluten aufgeräumt wissen.
        Die Stellungnahme gegen    die  alte dogmatische Fundirung  der
     Dynamik ist immerhin eine so allgemeine, dass die Fragestellung als
     solche einer Begründung nicht mehr zu bedürfen scheint.  Zu ihrer
     effectvoUen Beleuchtung wüsste ich keine besseren Anführungen zu
                                                  »dass es« erfahrungs-
     machen, als die Bemerkung von H. Hertz 4),
     gemäß   »sehr  schwer  ist,  gerade  die  Einleitung  in  die Mechanik
     denkenden Zuhörern vorzutragen, ohne einige Verlegenheit, ohne
     das Gefühl, sich hier und da entschuldigen zu müssen, ohne
     den Wunsch,   recht schnell über die Anfänge hinweg zu gelangen«.
     Fast noch drastischer wirkt die Vorbemerkung des Pädagogen P. Jo-
     hannesson, dass    seine Arbeit  »nicht aus bloßer Neugier, sondern
     aus den Verlegenheiten entstanden« sei,   »in welche das Lehren der
     mechanischen Grundbegriffe« ihn »versetzt hat«.  »Zu Anfang lehrte
     ich überzeugt, was  ich  gelernt  hatte; dann kam  ich zurück von
                              irre gemacht durch eigene Zweifel,  nicht
     meiner Selbstgewissheit ,
     selten beschämt durch Schülerfragen, auf welche mir   die Antwort
     fehlte.  Als Trost empfand ich,  dass Andere  gleich mir zu klagen
     hatten, dass gar erlauchte Geister eine Nachprüfung der mechani-
     schen Voraussetzungen für nöthig hielten«^).
         Wenn   es  sich  so  verhält,  so  wird wohl Niemand  bestreiten,
     dass ein kurzer Hinweis auf  die sachlichen Ergebnisse der neueren
     Forschung   in  jedes Lehrbuch  der Physik  oder Mechanik  gehört.
     Manche tiefer veranlagte Schülematur, und solcher gibt es nach dem
     überaus werthvollen Zeugniss Johannesson 's genug, wird vor vor-
     zeitiger Verzweiflung  einerseits und  vor thörichter Ueberschätzung
      der eigenen Kritik anderseits bewahrt bleiben, wenn  sie auch nur
      andeutungsweise erfährt,  eine wie rege Arbeit  die neueren Kritiker
      den grundlegenden Fragen zugewendet haben, und wie glänzend der
      empirische Kern  der Newton 'sehen Grundlegung,   ungeachtet  der
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