Page 118 - Geschichte des Kostüms
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FRANKREICH


                     DRITTES VIERTEL DES XVIII. JAHRHUNDERTS







                                             1. Abbe
                                            2. Dienerin
                                            3. Dame mit Caraco
                                            4. 6 u.  II. Kavaliere
                                            5. Dame in großer Toilette
                                            7. Dame mit Sonnenschirm
                                            8. Dame mit gerafftem oberen Kleid
                                            9. Schneiderin
                                            10. Dame in großer Toilette

                     Die Herrentracht dieser Zeit unterscheidet sich    in den Bestandteilen und deren
              grundsätzlichem Charakter nicht von der ersten Hälfte des Jahrhunderts.      Die Tendenz
              geht zur Vereinfachung, Verzierlichung     in  der Form, entsprechend dem       leichteren
              Gepräge des   Stils überhaupt, verglichen mit dem gravitätischen Barock.       Die Weste
             verliert an Länge, wird aber auch     jetzt im unteren Teil schräge weggeschnitten, der
             Überrock,   Just' au corps,  jetzt meistens einfach Habit genannt, gibt seine Weite auf,
             legt sich etwas mehr an, man beginnt auch hier die Schöße schräge wegzuschneiden,
             woraus    künftig  der Frack   entstehen  wird.   Zugeknöpft ward der Habit gar nicht
             mehr oder allenfalls ganz oben,     in der Regel stand er offen, und da auch die Weste
              nur in der Mitte geknöpft wurde,     trat der Spitzenbesatz   des Hemdes nicht nur an
              den Handgelenken, sondern auch auf der Brust hervor, hier insbesondere als        „Jabot",
             Brustkrause.   Die Beinkleider faßten   jetzt, im Gegensatz zu früher, an den Knien über
             die Strümpfe, die also darunter befestigt wurden.
                     Die Perücke war schon      seit dem Tode Ludwigs XIV. zusammengeschrumpft,
             man trug in der Gesellschaft Frankreichs       ihr  hinteres Ende  in  der „bourse", dem
             Täschchen oder Beutel aus Taffet, während der Zopf, die „queue", in Deutschland,
             namentlich beim preußischen und        sonstigen Milhär,   eine  größere Verbreitung und
             Geltung hatte.    Zur Zeit unserer Tafel benutzte man, was vom Militär ausging, schon
             wieder das eigene Haar, im Zivilstande mindestens teilweise, indem man die Ver-
             bindung des ,,Toupets" auf dem oberen Kopfe mit dem eigenen Haar durch grobe
             Puderung verdeckte.
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