Page 17 - Geschichte des Kostüms
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TÜRKEI UND ÄGYPTEN
SPÄTERES XVI. JAHRHUNDERT
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Die Tafel ist nach Vorlagen des Kupferstechers und Holzschneiders Melchior
Lorch — auch Lorich, Lorichs und lateinisiert Loricus — gezeichnet, der 1527 in
Flensburg geboren wurde und um 1594 gestorben zu sein scheint. Früh nach
Süddeutschland gewandert, hatte der ungemein lebhafte und für fremde Länder
interessierte Künstler die Gelegenheit, sich einer kaiserlichen Gesandtschaft nach
Konstantinopel anzuschließen und die Levante durch längeren Aufenthalt kennen zu
lernen. In zahlreichen Blättern hat er Ansichten von dort, Straßen, Veduten, Bauten,
Militärszenen, Kostümfiguren, Genrebilder festgehalten. Besonders bekannt ist von
diesem trefflichen und zuverlässigen Zeichner das Kupferstichbildnis Sultan SoHmans II.
von 1559, des Siegers von Mohacz.
Datierungen seiner Darstellungen hat er selber seinem Monogramm hinzugefügt,
die auch in unsere Tafel übernommen sind. Dabei mag immerhin an die sehr
konservative Art alles türkischen Kostümwesens erinnert werden. Lange Zeit war
das Feuergewehr, das früh für den eigentlichen Krieg aufgenommen wurde, die
einzige Änderung von größerer Wichtigkeit. — Man vgl. noch die Tafeln 295
und 296 und wegen der Kopfbedeckungen 297.
Fig. I. Berittener Janitschar. Als Behang am Pferdehals ein Roßschweif.
Der Mann mit Krummsäbel, Bogenbehälter am Gürtel, Rundschild (aus Holz und Eisen
mit hänfenem Wulst), Köcher auf dem Rücken, Busch von Reiherfedern am Helm.
Fig. la. Oberteil eines Berittenen. Umflochtene Lanze, Helm mit großem
Federbusch. Tartsche mit Wappen und darauf befestigtem Federbusch. Der Schwert-
griff laßt die übliche einfache, gerade Parierstange erkennen.
Fig. 2. Pascha. Mit der hohen Mütze der oberen Beamten und um-
gewickeltem Turban. — Das Roß mit Schmuckschweif am Hals und gestickter
Satteldecke. (Ahe Trophäen und Sammlungsstücke zeigen z. B. roten Sammet und
Silber als Farbenmotiv.) Krummschwert. Am Sattelknopf hängend ein Eisenkolben.
Langer weiter Oberrock mit Ärmeln und besonderen, langen Flügeln (falschen Ärmeln).
Fig. 3. Reittier für eine türkische Dame (Maultier). Am Halse Schellenleder
und Schmuckschweif. Der Sattel gepolstert, mit Rückenlehne, seitlich zwei bestickte
Taschen zum Hineinstecken der Beine.
Fig. 4. Ägyptisches Reitkamel. Sattel mit Rückenlehne und Schmuckgehänge
aus Wolle, unter ihm eine gestickte Decke.