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CHECKLISTE
WAS IST GUTER UNTERRICHT?
Diese Frage ist pauschal nicht zu beantworten, weil Schüler/innen den Unterricht an-
hand anderer Massstäbe messen als z. B. ihre Eltern. Doch obwohl dem „guten Unter-
richt“ keine allgemein geltende Definition zugrunde liegt, können sich Lehrkräfte an
den folgenden Merkmalen orientieren.
von Hilber Meyer
Zehn Merkmale guten Unterrichts tivation, Emotion und soziale Interaktion. Das
Einen guten Unterricht zu halten, dem alle Schüle- individuelle Lernen wird demnach erleichtert, wenn
rinnen und Schüler folgen und aus dem sie etwas Schülerinnen und Schüler gerne lernen, das Lernen
mitnehmen können, ist wohl das Ziel jeder Lehrkraft. mit positiven Gefühlen verbinden und dies im Aus-
tausch mit anderen tun.
1. Klare Strukturierung des Unterrichts Voraussetzung für einen guten Unterricht ist, dass
Für einen guten Unterricht ist es zwingend erforder- die Schülerinnen und Schüler Verantwortung auch
lich, dass zwischen Lehrkraft und Schülern/innen für das eigene Lernen übernehmen können und in
klare Regeln, Rituale und Freiräume vereinbart wer- ihren Interaktionen Gerechtigkeit und Fürsorge von-
den. Unverzichtbar ist es seiten der Lehrkraft erfahren.
• die Ziele des Unterrichts klar zu definieren (Was Hinweis: Lehrkräfte sollten im Unterricht ein fehler-
soll heute gelernt werden?), freundliches Klima schaffen.
• strukturiert vorzugehen (Wie soll der Lernprozess
ermöglicht werden?) und 4. Inhaltliche Klarheit
• dass die Methoden, Erklärungen und Darstellun- Um einen guten Unterricht zu gestalten, müssen
gen klar und zweckorientiert sind. Lehrkräfte didaktischen Grundprinzipien einhalten.
Erst eine klare Strukturierung des Unterrichts gibt Dazu gehört
Schülern/innen Sicherheit und genügend Freiraum • eine verständliche Aufgabenstellung,
für das eigenverantwortliche Lernen. • thematische Stringenz und
• inhaltliche Klarheit.
2. Hoher Anteil an echter Lernzeit Bei der Wahl der Aufgaben sollten die Pädagogen
Kommt eine Lehrkraft nur fünf Minuten zu spät aus auf einen Wechsel der Aufgabenformen achten. Of-
der Pause in die Klasse, geht ein Neuntel der Unter- fene Aufgabenstellungen lassen Schülerinnen und
richtsstunde verloren – das sind immerhin 11 Pro- Schülern mehr Freiraum zum Ausprobieren, Erfor-
zent. Ein gutes Zeitmanagement und Pünktlichkeit schen und Erproben. Das übt wiederum mehr Anzie-
sowohl vonseiten der Lehrkraft als auch der Schüle- hungskraft auf die Lernenden aus.
rinnen und Schüler kann den Anteil echter Lernzeit
entscheidend steigern. Wichtig ist zudem, dass 5. Sinnstiftendes Kommunizieren
• Organisationsarbeiten aus dem Unterricht ausge- Lehrkräfte sollten im Rahmen der sozialen Interak-
lagert werden und tion
• Disziplin und Ordnung während der Unterrichts- • die Klasse an der Planung der Unterrichtsgestal-
stunde eingehalten werden. Denn Ermahnungen tung beteiligen,
und Korrekturen von Schülerverhalten kosten viel • eine förderliche Gesprächskultur in der Klasse an-
Zeit. bahnen,
• die Möglichkeit schaffen, mittels Schülerfeedbacks
3. Lernförderliches Klima den Unterricht des Lehrers bewerten zu können
In der Lernpsychologie werden vier Grundbedin- • Schülerinnen und Schüler zur Reflexion über das
gungen für Lernen unterschieden: Kognition, Mo- eigene Lernen anregen.
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