Page 60 - Was Menschen wirklich wollen
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Vogelhuber, Scheelen – Was Menschen wirklich wollen  3 – Profiling²: „Wie ticken die anderen?“ – Von den Vorteilen der Menschenkenntnis

               dagegen sind vorsichtiger und betonen, eine Persönlichkeit
               sei natürlich „über Nacht nicht veränderbar (...), weil die Ent-
               wicklung der Persönlichkeit des Menschen (...) bereits in jun-
               gen  Jahren in ihren Grundzügen weitgehend festgelegt“ sei.
               Roth schlussfolgert,  Veränderungen seien aber doch in einem
               gewissen Rahmen möglich, nämlich indem „man nicht an der
               Grundstruktur der Persönlichkeit ansetzt,  sondern  am  Ver-
               halten.“ (Bußmann 2019, S. 58)


               In diesem Sinn sollen die folgenden Profiling²-Tipps ver-
               standen werden. Sie basieren auch auf Erkenntnissen der Sozial-
               psychologie. Mit ihnen kann es Ihnen gelingen,  Verhaltens-
               veränderungen auf Seiten Ihrer Gesprächspartner zu bewirken
               oder zumindest in Gang zu setzen. Verstehen Sie die Tipps als
               Anregungen – Sie sollten sie stets der jeweiligen Person, mit der
               Sie interagieren, und der konkreten Situation anpassen und ver-
               suchen, sie sich Schritt für Schritt anzutrainieren. Schon jetzt sei
               so viel verraten: Oliver Vogelhuber hat dazu das Trainings- und
               Übungstool  „Vogelhubers Profiling-Machine“ entwickelt – mit
               dem Tool können Sie Ihre Menschenkenntnis vervollkommnen.
               Mehr dazu erfahren Sie im vierten Kapitel.



               Profiling²-Tipp 1: Gehen Sie in Vorleistung


               Menschen neigen zu automatischem  Verhalten. Dies wird als
               Compliance-Prozess bezeichnet. Es gibt kulturell geprägte Richt-
               linien, wann es angebracht bzw. vorteilhaft ist, einer Bitte oder
               Aufforderung nachzukommen, also „compliant“ zu sein. Mit die-
               sem Wissen können Menschen allerdings auch manipuliert wer-
               den. Eine der sehr verbreiteten Normen der menschlichen Kultur
               ist nach Erkenntnissen aus der Soziologie und Anthropologie die
               Reziprozitätsregel, die besagt, dass ein Großteil der Menschen


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