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eingestuft. Doch vielleicht liegt das gar nicht am Ethanol selbst:
"Immer mehr Toxikologen gehen davon aus, dass es das Acetaldehyd ist."
Das kann sogar schon in der Flasche in hohen Konzentrationen vorhanden sein. Das kam
zum Beispiel heraus bei Analysen am Chemischen Untersuchungsamt in Karlsruhe. Der
Leiter des Alkohol-Labors dort heißt Dirk Lachenmeier:
"Den höchsten Gehalt hatte die Gruppe der Likörweine, also beispielsweise Sherry
oder Portwein."
Das Krebsgift Acetaldehyd formt sich bei ihnen zwangsläufig, sein fruchtiges Aroma wird bei
Süßweinen sogar geschätzt:
"Die werden ja fassgelagert unter dem Einfluss von Sauerstoff. Und dabei entsteht dann
eben während der Lagerung noch Acetaldehyd."
Umzug in ein anderes Labor. In das der Biohit GmbH im hessischen Rosbach. Der
Hersteller von Medizinprodukten hat jetzt sogar ein Medikament gegen Acetaldehyd auf den
Markt gebracht. Es soll erhöhte Konzentrationen des Krebsgiftes im Magen verhindern.
Matthias Beuse, Geschäftsführer der Firma und Chemiker, empfiehlt die Kapseln Menschen
mit eingeschränkter Magensäure-Produktion. Es sei so, dass
"die Bakterien im Mund heruntergeschluckt werden. Und wenn man also zu wenig
Magensäure produziert, dann überleben diese Bakterien und können aus Alkohol, aber
auch aus Zucker, entsprechend viel Acetaldehyd produzieren."
Zu allem Überfluss ist das Krebsgift noch immer als Aromastoff in Lebensmitteln zugelassen:
"Es gibt Fruchtsäfte, Joghurtsorten. Es gibt andere Nahrungsmittel, bei denen
dieser Aromastoff eingesetzt wird, um ein fruchtiges Aroma zu generieren."
Eine fragwürdige Praxis!
Allerdings sind die Konzentrationen hier bei Weitem nicht so hoch wie etwa in Likörweinen
oder Obstbränden. Wenn wir also möglichst wenig Kontakt mit Acetaldehyd haben möchten,
dann sollten wir an der Bar lieber alkoholfreie Drinks ordern.