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RECHT  AKTUELLE URTEILE



           Einsatzort nicht willkürlich bestimmen





           Ein Arbeitgeber darf                                                                   Holstein. Das Gericht erklärte die
           einen Familienvater                                                                    Versetzung für unwirksam. Zwar
                                                                                                  könnten sich Arbeitgeber im Ar-
           nicht einfach an einen                                                                 beitsvertrag ein Versetzungsrecht
           Hunderte Kilometer                                                                     einräumen lassen und so Arbeit-
           entfernten Arbeitsplatz                                                                nehmer an einem anderen Ort ein-
                                                                                                  setzen. Dieses Recht bestehe aber
           abkommandieren.                                                                        nicht uneingeschränkt.
                                                                                                     In diesem Fall hätte der Chef
                                                                                                  einen Arbeitnehmer versetzen
                                                                                                 Kzenon/Fotolia.com   müssen, der weniger schutzwürdig
                                                                                                  sei, zum Beispiel einen kinderlosen
              hne Prüfung seiner familiären                                                       und ungebundenen Kollegen. Der
           OSituation und ohne seine Zu-                                                        ©  Arbeitgeber sei dabei aber nicht
           stimmung darf ein Arbeitnehmer   Statt des Familienvaters hätte man einen ungebundenen Kollegen wählen müssen  verpflichtet, die Sozialauswahl
           nicht einfach an einen anderen                                                         nach den Vorschriften des Kündi-
           Arbeitsplatz versetzt werden, den   gungsschutzklage erhoben und   inzwischen besetzt sei. Die Firma    gungsschutzgesetzes durchzufüh-
           er von seinem Wohnort aus nicht   Recht bekommen. Nun wollte er   berief sich dabei auf ein arbeitsver-  ren.    Quelle: VerkehrsRundschau
           täglich erreichen kann.      zurückkehren in seinen alten Job.  traglich vereinbartes Versetzungs-
              Im verhandelten Fall ging es    Sein Arbeitgeber erklärte ihm   recht, weshalb man sich nicht   Landesarbeitsgericht
           um einen Mann, dem fristlos ge-  allerdings, er müsse ab jetzt im   rechtfertigen müsse.  Schleswig-Holstein
           kündigt worden war. Gegen die   rund 650 Kilometer entfernten   Nun wehrte sich der Angestell-  Urteil vom 26.8.2015
           Entlassung hatte der Vater schul-  Ludwigsburg arbeiten, weil sein   te erneut und der Fall ging vor das   Aktenzeichen 3 Sa 157/15
           pflichtiger Kinder eine Kündi-  alter Arbeitsplatz in Brunsbüttel   Landesarbeitsgericht  Schleswig-  http://www.sit.de/lagsh/ehome.nsf/






            SOZIALVORSCHRIFTEN
            Transportunternehmer manipuliert Lenkzeiten: Bewährungsstrafe


            Weil er über Jahre hinweg die   das Amtsgericht Augsburg den   sprecher. Das Urteil beruhe auf    nachgewiesenen Fällen bei der
            Lenkzeit-Überwachungssysteme   54-Jährigen Anfang Februar zur   einer Absprache von Staatsanwalt-  Aufzeichnung der Lenkzeiten
            seiner Lkw manipuliert hat, ist   Zahlung von 20.000 Euro. Zudem   schaft, Verteidigung und Gericht.  getrickst. Mehrere der mitan-
            ein bayerischer Transportunter-  werde der Umsatz von 200.000   Der Transportunternehmer hatte   geklagten Fahrer wurden zu
            nehmer zu einer zweijährigen   Euro, den der Mann durch seine   seine Mitarbeiter mit gefälschten   Geldstrafen verurteilt, einer zu
            Bewährungsstrafe verurteilt    Taten erzielt hat, nun vom Staat   Fahrerkarten ausgestattet und   einer kurzen Bewährungsstrafe.
            worden. Außerdem verurteilte   kassiert, berichtete ein Gerichts-  zwischen 2012 und 2013 in 229      Quelle: VerkehrsRundschau/dpa




           FINANZRECHT
           Raser darf Anwaltskosten nicht absetzen


                                                                     Die Prozesskosten nach einem    Die Kosten seines Strafverteidi-
                                                      Ein Angestellter   Verkehrsunfall sind nicht steuerlich   gers, etwa 66.000 Euro, wollte der
                                                   wollte die Kosten für   absetzbar. Das hat das rheinland-  Mann von der Steuer absetzen. Das
                                                    seinen Anwalt von   pfälzische Finanzgericht in Neustadt   lehnte jedoch das Finanzamt ab.
                                                    der Steuer absetzen  an der Weinstraße in einem noch   Das Finanzgericht entschied, die
                                                                     nicht rechtskräftigen Urteil vom    dagegen erhobene Klage sei nicht
                                                                     22. Januar mitgeteilt. Geklagt hatte   berechtigt. Die Prozesskosten des
                                                                     ein Angestellter, der mit seinem   Klägers seien nicht mit den norma-
                                                                     Erwin Wodicka/fotolia.com Sportwagen auf einer Dienstreise   Autounfall vergleichbar.
                                                                                                  len Reparaturkosten nach einem
                                                                     einen schweren Unfall verursacht
                                                                     hatte. Dabei starb eine junge Frau,
                                                                                                  Finanzgericht Neustadt a.d. Weinstraße
                                                                     eine weitere erlitt eine Querschnitts-
                                                                     lähmung. Der Kläger wurde deshalb
                                                                                                  Urteil vom 22.1.2016
                                                                                                  www.fgrp.justiz.rlp.de
                                                                     Bewährungsstrafe verurteilt.
                                                                    ©  wegen fahrlässiger Tötung zu einer   Aktenzeichen: 4 K 1572/14
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