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REPORTAGE  NEUSEELAND






               MASSE, GEWICHTE, LENKZEITEN
               Täglich 13 Stunden am Steuer

               Auch in Neuseeland gab es kürzlich eine „Re­  System. Die Tageslenkzeit ist auf 13 Stunden   sich die Straßensteuer. Zudem gibt es eine
               volution“ im Transportsektor: Seit 2014 sind   begrenzt, mit einer Stunde Pause dazwischen   „Brückenformel“, die (wie in den USA) für die
               Trucks mit einem zulässigen Gesamtgewicht   und zehn Stunden Ruhezeit danach. Macht   typischen langen Deichseln der Hängerzüge
               von 50 und – unter bestimmten Vorausset­  24 Stunden und nach 70 Stunden ist ein Tag   und minimale Überhänge verantwortlich ist.
               zungen – sogar 67 Tonnen erlaubt. Eine deut­  Pause zwingend vorgeschrieben. Das erlaub­  Die Länge spielt auch eine wichtige Rolle im
               liche Steigerung im Vergleich zu den zuvor   te Gesamtgewicht hängt von der Achszahl   Transit zwischen beiden Inseln: Pro Meter
               zulässigen 44 Tonnen. Während die Regelung   ab, wobei eine einfache Achse für 6,0 Tonnen   kostet die Fähre rund 100 NZ­Dollar – beim
               der erlaubten Fahrzeiten denkbar einfach ist,   gut ist, eine Doppelachse für 10,5 Tonnen.   gängigen 23­Meter­Zug also 2300 Dollar
               folgen die Gewichtslimits einem diffizilen   Mit mehr Achsen bei gleichem GG reduziert   (rund 1450 Euro) für die 3,5­Stunden­Passage.






           Autobahn nach europäischem Verständnis, son-  scheidet: Viele Fahrer sind hier jeden Abend wie-  weil er nicht weiß, wie viel Geld die Verwandt-
           dern eine enge, zweispurige Straße mit einigen   der zu Hause. Und weil es keine Truckstops gibt,   schaft am Monatsende nach Hause bringt. Aber
           tausend Kurven auf den 370 Kilometern, die Lo-  schlafen sie auf längeren Strecken im Motel: „Das   über seinen Chef (der den durchschnittlichen
           gan täglich befährt. „Wenn du die Straße nicht   zahlt das Unternehmen,“ sagt Chris Carr. Und   Fahrerlohn auf rund 19 Euro/Stunde beziffert)
           kennst, bist du verloren,“ sagt der Fahrer. Der Job   fügt augenzwinkernd hinzu, sonst würden die   lässt Cassidy nichts kommen: „Chris Carr bezahlt
           sei anstrengend, vor allem im Winter, wenn   Fahrer schnell zu duften beginnen. Er stamme aus   uns recht gut, außerdem schaut er einfach nach
           Schnee und Eis die Strecke tückisch machen.   einer Fahrerfamilie, erzählt Logan: „Mein Vater   uns.“ Das Lob des Fahrers ist sozusagen das Ge-
              Was einen neuseeländischen Trucker wie Lo-  ist Trucker und mein Bruder auch.“ Wer den bes-  genstück zu dem, was Chris Carr einige Tage zu-
           gan von seinen europäischen Kollegen unter-  ten Job erwischt hat, vermag er nicht zu sagen,   vor über sein Geschäft gesagt hat. Auch in Neu-





                                                                                    1      2

















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                                                                                          Blickfang im Garten. Er gehört einem Transporteur
                                                                                        2   Logan beim Verladen der Pkw
                                                                                        3   „Er ist eine Legende“, sagen Kollegen. Trucker Bill
                                                                                          ist seit 61 Jahren on the road
                                                                                        4   Bills Zug rollt auf neun Achsen. Das neongelbe H
                                                                                          steht für ein erhöhtes Gesamtgewicht





















           58  Trucker  3/2016
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