Page 59 - www.Trucker.de (+März 2016)

seeland gibt es einen großen Mangel an qualifi- stehen Righton und seine Fahrer mittendrin in Modell nicht nach Neuseeland. Volvo hat die
zierten Fahrern, bei Carr and Haslam versucht der blökenden Menge. „Hier sind wir die Hunde“, Euro 6-Modelle schon länger im Angebot, die
man dem mit gezielten Qualifizierungsprogram- lacht Andy, der offenbar großen Gefallen an Tat- hängen Mercedes gerade ab.“
men und der Einstellung von weiblichem Fahr- toos findet und sie mit Stolz trägt. Offenbar sind in Neuseeland nicht nur alte
personal zu begegnen. Trotz aller Probleme liebt Trucks, sondern auch alte Fahrer im Einsatz. Am
Carr seinen Job: „Trucks sorgen dafür, dass die EIN LANGES LEBEN AUF DER STRASSE: Ende des berühmten Desert Highway hat Bill eine
Dinge geschehen.“ DER BÄRTIGE BILL IST EINE LEGENDE kurze Pause eingelegt. Er ist an diesem Tag mit
In einem anderen typisch neuseeländischen Er bläst die Backen auf, schreit und keift, schlägt einem richtigen Cowboy-Truck unterwegs: Ein
Job dürfte man vermutlich keine Frauen finden. dazu mit einer Schelle auf das hölzerne Geländer Western Star mit viel Chrom und den typischen
Und wenn doch, dann als ganz seltene Ausnah- und läuft mit den Schafen immer wieder hoch in hochgezogenen Lufteinlässen und den Auspuff-
meerscheinung. Denn in diesem Geschäft lässt es den Truck, um für Ordnung zu sorgen oder die töpfen dahinter, die ebenso hoch in den Himmel
sich nicht vermeiden, dass die Fahrer am Ende mobilen Böden herabzuklappen, mit denen man ragen. „He’s a legend,“ sagt der Kollege, mit dem
des Tages geradezu vollgesogen sind mit einem drei Stockwerke einrichten kann. Es ist ein Kno- sich Bill gerade unterhält, über ihn.
ganz speziellen Duft, der sicher nicht jedermanns chenjob, denn die Schafe wechseln in den engen Kein Wunder – der Mann ist seit 61 Jahren
Sache ist: Zweieinhalbtausend Schafe von ver- Gattern gerne auch die Richtung. Vielleicht ahnen Trucker! Mit dem würde man sich gerne über
schiedenen Farmen muss Murray Allan Righton, sie irgendwie, dass am Ende der Reise keine neue, sein sicherlich abenteuerliches Leben unterhal-
Chef der Transportfirma Ellesmere, mit seinen sattgrüne Weide auf sie wartet. ten. Aber Bill leidet an der weltweit grassierenden
Mitarbeitern irgendwo zwischen Fairlie und Ge- Drei- bis vierhundert Schafe – oder die dop- Trucker-Krankheit: Er ist in Eile und hat keine
raldine verladen. Die Herde wurde in einem pelte Anzahl an Lämmern – passen in Andys Zeit, recht viel mehr als seinen Namen und einen
Pferch, der so groß ist wie ein Fußballfeld, zusam- achtachsigen Zug. Dessen Basis ist ein Actros flüchtigen Gruß gegen den Wind zu schreien und
mengetrieben. Über verschiedene Korridore und 3253 mit V8-Motor. Righton, der mit einer Flotte die Frage, wie viele Kilometer er in dieser Zeit
Rampen gelangen die Tiere in die Trucks. Wäh- von 55 Trucks nur auf der Südinsel arbeitet, hätte gefahren ist mit einem Achselzucken zu beant-
rend den Job in Australien oft Hunde machen, gerne einen neuen. „Im vergangenen Jahr war ich worten (sieben Millionen, schätzt der Kollege).
auf der IAA in Deutsch- Dann schwingt er sich wieder in seinen Wild-
Transporteur Chris Carr: „Trucks sorgen land,“ erzählt er. „Ich weiß west-Hauber und bringt die neun Achsen in
dafür, dass die Dinge geschehen.“ auch nicht warum, aber Schwung. 61 Jahre auf der Straße... wie das ein
Daimler bringt das neue
Richard Kienberger
Mensch nur aushält?

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