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LÄNDERREPORT TEIL 11  ITALIEN                                                               präsentiert von





             Bella Italia? Nicht für





             italienische Fahrer























            Lars Halbauer/picture alliance/dpa                                                              Hafen Salerno in der

                                                                                                              nördlichen Region
                                                                                                               Kampanien: Nur
                                                                                                               wenige deutsche
                                                                                                              Transporte führen

           ©                                                                                                so weit in den Süden
           Ohne Lkw geht in Italien nichts. Doch die Uhren für Fernfahrer ticken hier

           anders. Man braucht viel Zeit, trifft aber auch auf entspannte Menschen.



                wischen 80 und 90 Prozent   Nur gut, dass die Italiener als ent-  ausgebauten Landstraßen nähme   tabel.  Doch  schon  am  frühen
                des Güterverkehrs Italiens   spannt gelten, was Termine angeht.   zu viel Zeit in Anspruch. Die Re-  Abend sind viele der kleinen Rast-
           Zlaufen über die Straße. Nur   Muss nicht gerade Just-in-time in   gierung versucht nun, mit Investi-  stätten an der Autobahn vollstän-
           ein geringer Teil geht über das teil-  eine Produktion geliefert werden,   tionen den Umstieg auf die Schiene   dig belegt. Erfahrene Fahrer steu-
           weise veraltete und abseits der    kennen nur wenige Unternehmen   und den kombinierten Verkehr    ern lieber kleinere Restaurants ab-
           Industrieregionen eher mäßig aus-  enge Zeitfenster. Die Ware ist da,   voranzubringen.   seits der Autobahnen an. Kathe:
           gebaute Schienennetz. Der italieni-  wenn sie da ist. Wer zwischen 8   Die private Finanzierung hat   „Ich zahle da lieber für ein ganzes
           sche Transportverband Conftras-  und 12 Uhr oder zwischen 14 und   aber auch ihr Gutes. An den Rast-  Menü 13 Euro als für ein Essen plus
           porto attestierte der italienischen   17.30 Uhr ankommt, kann fast si-  plätzen hat sich im Vergleich zu   Getränk 18 Euro an der Raststätte.“
           Transport- und Logistikbranche   cher sein, dass jemand die Liefe-  früheren Jahren viel getan. Die Be-  Eines der größten Probleme
           kürzlich, sie sei in Europa nicht   rung entgegennimmt. Gefühlte 90   nutzung von Toiletten und Du-  Italiens ist die weiter zunehmende
           mehr wettbewerbsfähig.       Prozent der Unternehmen halten   schen ist normalerweise kostenlos,   Kluft zwischen dem reichen Nor-
              Ein Grund dafür: die unzurei-  sich an diese Arbeitszeiten.  die Sauberkeit mittlerweile akzep-  den und dem armen Süden. Trotz
           chende Infrastruktur. Kilometer-
           lange Staus wälzen sich regelmäßig   PRIVATE GESELLSCHAFTEN
           auf den Hauptrouten zwischen den   BETREIBEN DIE AUTOBAHNEN
           Städten und führen zu stundenlan-  Nicht die komplette Infrastruktur
           gen Wartezeiten. Dass viele Stra-  in Italien ist überaltert. Die Straßen
           ßen die Massen an Autos und Lkw   sind in der Regel gut in Schuss. Das
           nicht mehr bewältigen, beobachtet   liegt auch daran, dass zahlreiche
           auch Sven Kathe von der Spedition   private Gesellschaften die Autobah-
           A. Thilo aus dem bayerischen   nen unter sich aufgeteilt haben. Sie
           Rohrbach. Seit 1998 fährt er Tou-  finanzieren sich über die ständig
           ren nach Italien. „Vor allem auf der   steigenden Mautgebühren, was für   Kleinsttrans­
           Brennerroute haben trotz des   viele Transporteure ein immer grö-  porter: Die „Ape“                               Paul Mayall/picture alliance/dpa
           Überholverbots für Lkw die Auf-  ßeres Problem darstellt. Doch Al-  ist eins der
           fahrunfälle stark zugenommen“,   ternativen sind schwer zu finden:   beliebtesten
           sagt Kathe. Die Folge: lange Staus.   Der Umweg über die schlechter   Transportvehikel                            ©


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