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REPORT MONGOLEI
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1 Schwierige Lage – die Uferböschung ist zu steil | 2 Ohne das straff gespannte Seil würde Octiabor von der Strömung weggespült | 3 Die
Anhängekupplung wird hakelig unter Wasser gelöst | 4 Octiabor ist hart im Nehmen. An kaltes Wasser ist der Mongole gewöhnt
45 Minuten dauert die Rettungsaktion. das Ufer und fährt aufs und Octiabor und schaffen es, nachdem sie sich
Dann ist der mongolische Lkw wieder fit Trockene. Der Anhän- im Fluss festgefahren haben, ihr Auto zu bergen.
ger bleibt derweilen im
Immer wieder müssen Fahrer ihr Fahrzeug so-
Fluss zurück. An einer gar ganz aufgeben, um das eigene Leben zu ret-
in die Wassermassen ein. Ruhig, fast ohne Bug- Sicherungsleine hangelt sich Octiabor durchs ten, wenn der Lkw im Ansturm der Wassermas-
welle, zieht er den Anhänger zum gegenüber- eisige Wasser zum anderen Ufer zurück und be- sen zu versinken droht. Dabei sterben regelmä-
liegenden Ufer. Doch dann, ganz plötzlich, an festigt ein Abschleppseil an der Zuggabel des ßig auch Menschen.
der steilen Ausfahrt aus dem Flussbett, drehen Anhängers. Das andere Ende des Drahtseils
die Räder durch und die Fuhre bleibt stehen. zieht Octiabor mit einem Tau auf seine Seite des DAS FAHRZEUG VON NOMADSTOURS
Ohne Allrad, nur mit zwei angetriebenen Ach- Flusses, hängt es an den SK, startet den Motor BLIEB EIN PAAR NÄCHTE IM WASSER
sen und Sperren, reicht der Vortrieb nicht aus, und zieht den Anhänger aufs sichere Ufer. Das Einer, der diese extremen Bedingungen zur Ge-
den Anhänger aus dem Fluss zu ziehen. alles geschieht mit der Selbstverständlichkeit nüge kennt, ist der Deutsche Helge Reitz mit
Und wieder folgt – in bester Schagain Char- und Sicherheit einer Feuerwehrspezialeinheit. Wohnsitz in Ulan Bator. Mit „Nomadstours“ ist
val Manier – volle Konzentration auf die Aufga- Nur 45 Minuten hat die Rettungsaktion gedau- er einer der erfahrensten Reiseveranstalter der
be, die Bergung des Lkw. Birk und Octiabor klet- ert. Dann ist der mongolische Lastzug wieder Mongolei und organisiert mit seinem 4x4 Fuhr-
tern über das Fahrerhaus auf die Ladefläche, auf dem Weg zur chinesischen Grenze. park und einheimischen Fahrern Touren durchs
öffnen die Hecktüren und lösen im reißenden Regenfälle im Gebirge, die weiter unten in ganze Land. Und dennoch hat auch er 2013 ein
Wasser die Anhängekupplung, Elektrokabel und der Ebene Flüsse stark anschwellen lassen, sind Fahrzeug im Wasser verloren. „Damals“, so be-
Luftschläuche. Minuten später sitzt Birk wieder in der Mongolei keine Seltenheit. Nicht immer richtet Reitz, „hat mein bester Fahrer einen alten
hinterm Steuer, erklimmt mit der Zugmaschine haben Fahrer so viel Glück und Können wie Birk 4x4 Magirus 170D nach Ulanbator überführt.
60 Trucker 5/2016