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Erinnerungen an unbeschwerte Stunden: 2004 feiert die ganze
Familie den Geburtstag von Brittanys Stiefvater Gary. Bei einem Urlaub
in Florida albern Deborah und Brittany am Meer herum (großes Foto)

von fünf Staaten in Amerika, „Ich kann dir keine Enkel erschreckte … Doch der Krebs Mama, heute“, antwortet sie.
in denen Sterbehilfe legal ist. schenken, Mama“, sagte fordert seinen Tribut – un ­ Am späten Nachmittag
Hier, in dem kleinen, gelben Brittany in dieser Zeit zu ihrer aufhaltsam und grausam: kuschelt sie sich in ihr großes
Mietshaus, kann Brittany die Mutter, „aber ich kann dir das Brittany hat unerträgliche Bett, umringt von Dan, ihrer
Welt mit einem von Ärzten geben: Kämpfe weiter für das Schmerzen, wird von Anfällen Mutter, ihrem Stiefvater
verschriebenen, tödlichen Recht der unheilbar Kranken“. geschüttelt, die ihren Körper und ihren besten Freunden.
Medikament verlassen, wann Zwischen all dem findet die lähmen „Sie hatte riesige Brittany trinkt die Medizin,
sie möchte. „Diese Gewissheit junge Frau die Kraft, das Angst, dass sie irgendwann schläft friedlich ein und ver­
hat ihr unglaublich viel Frie­ Leben noch einmal so lässt die Welt, die sie so unbän­
den gegeben“, sagt Deborah. fest es geht zu umar­ Sie legt ihr eigenes dig liebte.
Und Brittany kämpfte nicht men – bevor sie es los­ Sterbedatum fest: 1. November Wie sie es ertragen hat, ihre
nur für sich: Sie wollte, dass lassen muss. Sie reist mutige, starke, schöne Tochter
alle unheilbar Kranken in den mit Dan in den Yellowstone­ nicht mehr selbst in der Lage gehen zu lassen, weiß Debo­
USA diese Wahl haben, machte Nationalpark, verbringt Zeit in sein könnte, die tödlichen rah manchmal selbst nicht.
ihre Entscheidung in Inter­ Alaska, besucht den Grand Medikamente zu nehmen“, Doch auch wenn der Schmerz
views und Videobotschaften Canyon. sagt Deborah. Denn das ist droht, ihr das Herz zu zerrei­
öffentlich. Ihre traurige Kleine Augenblicke werden laut Gesetz in Oregon eine ßen, versucht sie, es nicht zu
Geschichte sorgte weltweit für für Deborah wertvoll wie Voraussetzung für den legalen verschließen. Der letzte
Schlagzeilen und emotionale Gold: der Tag, an dem es drau­ Freitod. Brittany legt ein Wunsch ihrer Tochter hilft ihr
Diskussionen über Sterbehilfe. ßen regnete und sie in der Datum fest: Am 1. November dabei: „Mama, du musst wei­
Küche zusammen Bana­ 2014 wird sie sterben. ter leben und lieben!“ Dann
nen­Pfannkuchen aßen. Wie An diesem Tag schläft sie aus weiß Deborah, dass sie die
das schmelzende Gletschereis und geht dann ein letztes Mal Kraft hat, dieses wundervolle
in Alaska mit lautem Krachen in ihren geliebten Wäldern Leben zu lieben. So, wie ihre
ins Meer fiel und Brittany laut spazieren. „Wirklich heute?“, Tochter es getan hat.
lachte, weil ihre Mutter sich so fragt Deborah ihre Tochter. „Ja, DÖRTE APEL

Nach Brittanys BUCH-TIPP
Tod besucht Debo-
rah (l.) Machu Pic- Deborah Ziegler:
chu: „Ich hatte es Die Welt ist ein
ihr versprochen. schöner Ort. Der
Es war magisch, Weg meiner Tochter Fotos: Deborah Ziegler, Charles Allison, Keira Connors, Gary Holmes und Carmen Solis, dpa (3)
ich konnte ihre An- in einen würde-
wesenheit spüren“ vollen Tod. Goldmann, 22 Euro

Sterbehilfe in Deutschland

Lebe wohl, wunderschöne LAktive Sterbehilfe ist verboten.
Welt! Kurz vor ihrem Das Bundesverwaltungsgericht entschied aber
Tod reist Brittany (2. v. r.) kürzlich, dass der Zugang zu tödlichen Medika-
mit Gary, Deborah und menten in extremen Ausnahmesituationen mög-
Dan zum Grand Canyon lich sein muss. Patientenschützer kritisieren das
als Schlag gegen die Suizidprävention.