Page 1 - Themenraum Aufgabenkultur ebook
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AUFGABEN SIND EINE FORM DES RESPEKTVOLLEN UMGANGS MIT EINEM JUNGEN
MENSCHEN.
Die Frage „Wozu Schule?“ ist eine Kernfrage, auf die es nicht nur eine richtige Antwort gibt und die Einzelne
und die gesamte Gesellschaft beschäftigt. Österreich antwortet auf diese Frage mit dem Erziehungsauftrag der
Schule im Schulorganisationsgesetz (§2):
(1) Die österreichische Schule hat die Aufgabe, an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach den
sittlichen, religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Schönen
durch einen ihrer Entwicklungsstufe und ihrem Bildungsweg entsprechenden Unterricht mitzuwirken.
Sie hat die Jugend mit dem für das Leben und den künftigen Beruf erforderlichen Wissen und Können
auszustatten und zum selbsttätigen Bildungserwerb zu erziehen.
Die jungen Menschen sollen zu gesunden, arbeitstüchtigen, pflichttreuen und
verantwortungsbewußten Gliedern der Gesellschaft und Bürgern der demokratischen und
bundesstaatlichen Republik Österreich herangebildet werden. Sie sollen zu selbständigem Urteil und
sozialem Verständnis geführt, dem politischen und weltanschaulichen Denken anderer aufgeschlossen
sowie befähigt werden, am Wirtschafts- und Kulturleben Österreichs, Europas und der Welt Anteil zu
nehmen und in Freiheits- und Friedensliebe an den gemeinsamen Aufgaben der Menschheit
mitzuwirken.
Es ist die Institution Schule, die bildende Erziehung in der Gemeinschaft leisten kann. Deswegen
argumentierten Maehr und Midgley in ihrem Buch Transforming School Cultures, dass Schule in erster Linie der
Ort ist, wo Lernen in Gemeinschaft stattfindet. Die Schule als prosoziale Institution ist daher für jede
Gesellschaft unverzichtbar. Jede Unterrichtsstunde ist für die bildende Erziehung wichtig, da bildende,
erzieherische Prozesse im Unterricht stattfinden.
Die Frage “Wozu Schule?” stellen sich auch Schülerinnen und Schüler. Da Aufgaben im schulischen Kontext
allgegenwärtig sind, wird durch die spezielle Aufgabenpraxis zum Teil diese Frage beantwortet.
Blömeke et al. (2006) fassen neun Anforderungen zusammen, denen Lernaufgaben genügen müssen.
Eine Aufgabe muss geeignet sein, einen gesellschaftlich relevanten Inhalt in exemplarischer Weise zu
erschließen.
Eine Aufgabe muss ein Bedürfnis der Schülerinnen und Schüler ansprechen.
Die kognitive Aufgabenqualität muss so beschaffen sein, dass die Anforderungen knapp über den
bereits vorhandenen generellen intellektuellen Fähigkeiten liegen.
Ebenso muss eine Aufgabe geeignet sein, den bereichsspezifischen Wissens- und Erfahrungsstand
weiterzuentwickeln, indem sie mit einem Neuigkeitswert einhergeht, sodass die fachlichen
Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten erweitert werden.