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Haar  und  freche  blaue  Augen.  Sie  schien  sich

                für  etwas  Besseres  zu  halten  und  ich  ging  ihr
                möglichst  aus  dem  Weg.  Doch  wenn  die  Er-
                wachsenen  unter  sich  sein  wollten  und  etwas
                unternahmen  kam  Kati  zu  uns. Die  Großeltern
                wären zur Aufsicht da, und wir Kinder könnten

                miteinander  spielen.  Für  mich  war  das  reiner
                Stress.  Unfreundlichkeit  wollte  ich  mir  nicht
                vorwerfen lassen also bemühte ich mich und üb-
                te  Selbstbeherrschung.  Kati  hatte  meist  ein
                Buch dabei und las. Arrogante Ziege, dachte ich

                oft.  Eines  Tages,  am  Frühstückstisch,  wollte
                meine Mutter wissen was mit mir und Kati wä-
                re. Sie würde da gewisse Spannungen beobach-
                ten. Da ist nichts, sagte ich ihr, aber besonders
                nett finde ich sie auch nicht. Sie ist mir zu ein-

                gebildet. Mutter ließ es so auf sich beruhen und
                bedrängte  mich nicht  weiter. Sie  wusste genau
                wie das bei mir funktioniert, Anstoßen und Zeit
                zum Nachdenken geben. Am Tag darauf sprach

                ich in einem  günstigen Moment meinen Vater
                an. Papa, fragte ich, warum ist Kati so ganz an-
                ders als ihre Eltern? Er schmunzelte. Was es da
                zu grinsen gäbe, wollte ich wissen. Anton, sagte
                er  zu  mir,  sei  nicht  sofort  ärgerlich  weil  du
                denkst nicht ernst genommen zu werden. Deine

                Frage  war  sehr  erwachsen  und  ich  habe  mich


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