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1926 Gesamt 300 Gro-
schen
Zehn Tage später bekam ich einen Brief vom
Zuckerfabrikanten in dem er mich bat ihn und
seine Familie zu einer Dampfbootmodell-
Besichtigung in Dresden zu begleiten. Ich fragte
Paul was er davon hielt und ob er mich so lange
entbehren könne. Das hast du dir redlich ver-
dient, sagte er, das Leben wäre nicht nur zum
Arbeiten da. Ich sagte zu und erlebte mit der
Fabrikantenfamilie unvergessliche Tage. Sie
führten mich in eine Welt die ganz anders war
als die mir bisher bekannte. Sie war leichtlebig
und ein wenig oberflächlich aber es hielten sich
Menschen mit hoher Bildung darin auf von de-
nen ich Anregungen bekam und die mir den
Schlüssel zu den Musen gaben. Auch in diesen
Kreisen fand ich Herzensgüte die sich gut hinter
den zur Schau gestellten Fassaden verbarg. Die
jüngste Tochter machte mir, wenn ihre Eltern
abgelenkt waren, schöne Augen. Sie war bezau-
bernd und ich spürte wieder das Gefühl in mir
wie es bei Kati gewesen war. Vergebens ver-
suchte ich es zu verdrängen und jedes Mal wenn
sie sich in meine Nähe begab wurde es heftiger.
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