Page 122 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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Arme schließen, sich erfüllen würde. Dann, am nächsten
         Tag nahmen wir den Zug nach Saint Vrain in ein staatli-
         ches  Altersheim.  Uns  allen  war  schon  mulmig  zumute.

         Das 14eme Arrondissement in Paris, die Heilsarmee, alle
         hatten mich vehement über Jahrzehnte angelogen, wa-
         rum, da fehlen einem einfach die Worte. Wie viel Geld
         und Herzblut hatte ich in die vertrauenswürdige Heilsar-
         mee gepumpt, ohne Worte. Dann das Wiedersehen, es
         war  neblig  und  regnerisch.  Wir  alle  waren  nervös  und
         recht zerstreut, wie sah es denn in meiner Mama aus, in
         mir? Ich war wie paralysiert, ich hatte Tränen in den Au-
         gen,  uns  verband  etwas  Gemeinsames  in  diesem  Mo-
         ment und der Regen verlieh dem Ganzen auch nicht ge-
         rade  die  Krone.  Als  ich  nach  47 Jahren  endlich  meine
         geliebte Mama außerhalb von Paris wieder in die Arme
         schließen  durfte,  sagte  sie  mir  unter  Tränen:  Mein  ge-
         liebter  Sohn,  du  bist  noch  hübscher  als  dein  Vater und
         ich nahm ihren langersehnten Geruch wieder in mich auf,
         das tat unseren Seelen einfach gut. Hauptsache du hast
         überlebt, mein Sohn und hattest etwas zu essen. Maman
         ich liebe dich von ganzem Herzen. Liebe Maman, du woll-
         test dass ich vergesse und verzeihe, das tat ich mein Le-
         ben lang. Ich wünschte mir Liebe, Achtung, Geborgenheit
         und  Verständnis  mein  Leben  lang,  wie  viele  Menschen
         mit  verloschenen  Augen  sah  ich  auf  unseren  wunder-
         schönen  blauen  Planeten  Erde.  Sie  alle  liefen  rum  wie
         verletzte Tiere und niemand schenkte ihnen Beachtung.
         Nein Maman, ich bin und werde bis zu meinem Tode ein
         Revolutionär  und  Kämpfer  bleiben  für  die  gerechte  Sa-
         che, die Anerkennung und Gerechtigkeit für die Armen,
         weltweit. Die UNO empfinde ich nur als Reklametafel zur
         Etablierung in unserer Gesellschaft der Superreichen, der



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