Page 90 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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musst  du  dich  damit  abfinden,  dein  Leben  lang.  Leider
         verstarb  er  plötzlich  ein  Jahr  später.  Starb  der  Kollege
         vielleicht, weil er mir die zweite Bestätigung zukommen
         ließ?  Nebenbei  half  ich  einem Legionär  im Waldgarten.
         Als ich nach Hause fuhr, fiel mir sofort ein schwarzer Jeep
         auf, mit vielen Apparaturen drin, der beobachtete mich
         andauernd. Als ich losfuhr, folgte er mir kreuz und quer
         durch die ganze Stadt Zürich, das war ja sehr interessant,
         dachte  ich  mir.  Im  Club  der  Legionäre,  wo  ich  Mitglied
         bin, ging es eines Tages hin und her wie in einem Bienen-
         stock.  Kaum  hatte  ich  Platz  genommen,  wurde  es  be-
         klemmend  ruhig;  da  fragte  mich  mein  Freund:  Michel,
         was  würdest  du  tun,  wenn  du  zu  den  vier  mächtigsten
         Familien in Frankreich gehören würdest und dein Vater
         Jude  wäre?  Ja,  was  sollte  ich  tun?  Weitermachen,  was
         denn schon! Ich brauchte eine Bescheinigung von Frank-
         reich, nebenbei ahnte oder wusste ich das schon länger,
         hatte auch schon Kontakte gepflegt zu Botschaften und
         Konsulaten. Auch schon früher als Jugendlicher hatte mir
         die  Pflegemutter  oft  gesagt:  Michel,  wenn  ich  es  nicht
         besser wüsste, was deinen Geschmack und deine Ideen
         anbelangt, dann würde ich denken, du kämest aus einer
         sehr  reichen  Familie.  Aber  ich  kann  auch  zwischen den
         Zeilen lesen, dumm gelaufen; das Puzzle sollte bald ge-
         löst werden. Da ich ein spezielles fotogenes Gedächtnis
         besitze, mein Gehirn Zahlen speichern kann aller Art, ich
         es  auch  spiegelverkehrt  lesen  kann,  fiel  mir  sofort  auf,
         wenn die einem täglich folgten bis zum Heute. Aber es
         waren nicht nur Schweizer Wagennummern dabei, son-
         dern  auch  französische  und,  was mir  besonders  auffiel,
         viele  von  Juden.  Warum  observierten  mich  die  Juden
         andauernd? Bevor ich in das Wahllokal betrat in Zürich



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