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Gastbeitrag

Benchmark für informelle Planung

                                  Prof. Dr. Rainer Danielzyk

                                           Leitung Geschäftsstelle Akademie für Raumentwicklung in der
                                           Leibniz-Gemeinschaft (ARL)
                                           Leibniz Universität Hannover

   In vielen Regionen nehmen die raumbezogenen Konflikte      und Beteiligungsmöglichkeiten, die für informelle Planung
und Herausforderungen zu: Angespannte Wohnungsmärkte          typisch, aber auch durchaus anderswo erprobt sind. Viel-
in Stadtregionen, Abbau der Infrastrukturen der Daseins-      mehr ist hier im besonderen Maße die gestalterische und
vorsorge in ländlichen Regionen, Zersiedelung der Land-       visionäre Kraft zur Geltung gekommen, die mit der Erar-
schaft durch immer neue nicht abgestimmte Ausweisung          beitung verschiedener Raumbilder durch „konkurrierende“
von Wohn- und Gewerbegebieten, überlastete Verkehrs-          Planungsteams aus dem In- und Ausland entsteht. Dieses
infrastrukturen usw. sind Stichworte dafür. Das spricht für   Vorgehen schafft neue Gestaltungsoptionen, ermöglicht den
einen Bedeutungsgewinn der (formellen) Regionalplanung,       Ausdruck innovativer Ideen und belebt den regionalen Dis-
die sich aber zugleich mit großen Schwierigkeiten konfron-    kurs zwischen relevanten Akteuren.
tiert sieht: Die Verfahren werden immer komplexer und         Es ist mehr denn je zu wünschen, dass die formelle Regio-
dauern länger, die Verteilungskämpfe um Flächenauswei-        nalplanung in Deutschland von der Innovationskraft dieses
sung werden immer härter, zugleich sind große Kapazitäten     Ansatzes profitieren kann, um ihre eigenen Stärken wieder
in vielen Regionen durch die Konflikte um die Ausweisung      besser zur Geltung zu bringen. Sicher wird das nicht überall
von Windkraftstandorten gebunden.                             mit einem ähnlichen Aufwand wie in der Region Köln/Bonn
In dieser sehr widersprüchlichen Situation sind Innovatio-    betrieben werden können, aber charakteristische Merkmale
nen gefragt, um proaktive regionale Gestaltung weiterhin      des Ansatzes verdienen einen Transfer in andere Regionen.
zu ermöglichen. Das Agglomerationskonzept für die Region
Köln/Bonn ist ohne jeden Zweifel eine der wichtigsten Inno-    www.arl-net.de
vationen in diesem Zusammenhang. Hier wird ein vor allem
in der Schweiz verbreitetes Instrument zur Gestaltung stadt-
regionaler Strukturen und Entwicklungen auf eine Stadtre-
gion mit hoher Komplexität und Dynamik übertragen, in
der es zwar umfangreiche Erfahrungen mit überörtlicher
Planung gibt, aber die Abstimmungs- und Regelungsbedarfe
immer weiter anwachsen. Das Verfahren zur Erarbeitung des
Agglomerationskonzeptes ist ein Benchmark für informelle
Planung auf stadtregionaler Ebene in Deutschland. Das gilt
nicht nur wegen der vielfältigen und flexiblen Verfahrens-
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