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Verhalten und Erziehung
des Hundes
ie Domestikation hat im Laufe der Jahrhunderte den Hund
verändert, sowohl physisch wie auch physiologisch und in
DBezug auf sein Verhalten. Der Status des Hundes ist zum
Ende des 20. Jahrhunderts zu dem eines Begleittieres geworden,
auch wenn er immer noch für die Jagd, als Wächter und für die Ar-
beit genutzt wird.
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SpontanesVerhalten des Hundes im Rudel
Die Lebensbedingungen des domestizierten Hundes gestattet ihm nicht, in Gruppen zu
leben, die eine ausreichende Größe haben, um eine Hierarchie aufzubauen, die so kom-
plex ist, wie die desWolfes. BeimWolf stellt das Rudel eine soziale Einheit dar, in der die
Hierarchie,das Spiel und die Solidarität untereinander den Zusammenhalt der Gruppe be-
stimmen, die Überlebenschancen erhöhen und die Reproduktion erleichtern.
Wild lebende Hunde verteidigen ihr Territorium, aber können auch mit zahlreichen an-
deren Gruppen von streunenden oder wildlebenden Hunden kooperieren.
© Duhayer/Royal Canin
Wilde und streunende Hunde
In Afrika, Asien, Amerika und einigen Ländern nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Sie müssen
Europas trifft man zahlreiche streunende Hunde, erst Beute finden und diese können sie nicht im-
die nur sehr selten Kontakt zum Menschen ha- mer behalten, da sie im Wettbewerb mit ande-
ben und völlig wild leben. Sie halten sich in ren Tieren stehen.
den Außenbezirken der großen Städte auf, an öf-
fentlichen Orten und auf Gebieten mit freiem Nach dem Erlegen der Beute frisst der domi-
Zugang, die nicht unmittelbar von Menschen nante Hund als erster. Um ihrerseits Nahrung zu
kontrolliert werden, aber auch in landwirt- erhalten, müssen die dominierten Hunde in be-
schaftlichen und bewaldeten Gebieten. stimmter Entfernung warten, bis der dominante
Hund seine Nahrungsaufnahme beendet hat.
Diese Hunde werden auch als Free-Ranging-
Dogs (FRD) bezeichnet, ob sie nun je einen Ausscheidungsverhalten:Ein
Besitzer hatten oder nicht. Unter ihnen gibt es
© Duhayer/Royal Canin Hunde, deren Besitzer ihnen zu einem großen Bei den wildlebenden Caniden ist das
individuellerAusweis
Teil der Zeit sehr viel Freiheit geben, und solche,
Ausscheidungsverhalten neben seiner physiolo-
die keinen Besitzer mehr haben, weil sie ihn
gischen Funktion auch ein Mittel der
verloren haben oder ausgesetzt wurden.
Kommunikation mittels Geruchssinn. Es
kommt dabei zur Ausscheidung von
Teilen der Nahrung in der Hierarchie
Pheromonen, die im Urin, im Kot und den
In einer solchen Hundemeute bildet sich eine Vaginalsekreten enthalten sind. Diese
komplexe hierarchische Struktur. Wildlebende Pheromone geben Auskunft über das
„Wenn die Beute erlegt ist, frisst der Caniden nehmen ihre Nahrung derart auf, dass Geschlecht, die Identität, den physiologischen
dominante Hund sie eine große Menge Futter in kurzer Zeit auf- Status, und die hierarchische Position desjeni-
als erster.“ nehmen, nachdem sie eine Beute erlegt haben. gen, der die Ausscheidungen abgesetzt hat.
Sie essen nicht unbedingt täglich, weil ihre Jagd
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