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DieAktivität derWelpen
            Welpen sind im Halbschlaf am aktivsten. Fast  Warum ist es so wichtig,dass dieWelpen die ersten 45 bis 60Tage ihres Lebens
            90% des gesamten Tages verbringen sie im  mit ihrer Mutter zusammenleben?
            Halbschlaf, während dessen zeigen die Welpen
            Bewegungen ihres Gesichts, der Lippen, der  Dank der Pflege, die ihre Mutter ihnen zukommen lässt, ist diese erste Lebensphase der
            Ohren und der Gliedmaßen.               Welpen für das Lernen entscheidend,. Sie können nur von ihrer Mutter (oder einen ande-
                                                    ren ausgewachsenen Hund) lernen, wie sie sich verhalten sollen, ihre Instinkte kontrollie-
            Wenn sie nicht schlafen, saugen sie. Die  ren, um nicht zu beißen, auf ihre Umgebung zu reagieren und zu kommunizieren.
            Nahrungsaufnahme findet regelmäßig statt,  Im Alter von zwei bis drei Monaten müssenWelpen ihre Kieferkraft kontrollieren können,
            etwa alle drei bis vier Stunden. Innerhalb eines  selbst im Spiel.Sie dürfen kein unkontrolliertes Beißverhalten mehr zeigen.Die Hündin über-
            Wurfes verläuft sie synchron. Wenn das  wacht und bestraft ihreWelpen,um ihnen ein gutesVerhalten beizubringen.Für die Besitzer
            Mäulchen eines Welpen die Mutter oder einen  ist dies ist eine sehr schwierige Aufgabe, vor allem, weil die meisten von ihnen niemals ei-
            anderen Welpen berührt, hält der Welpe an  nen sehr jungen Welpen maßregeln würden.
            und sucht die mütterliche Zitze. Das ist ihr
                                                    Gute Bedingungen in einem sehr jungen Alter reduzieren in signifikanter Weise
            Wühlreflex. An der Zitze angekommen, tritt  Verhaltensrisiken beim ausgewachsenen Hund.
            der Welpe abwechselnd mit seinen beiden
            Vorderläufen, um den Milchfluss anzuregen.
            Der Kontakt mit der Zitze provoziert das
            Saugen. Das ist der Saugreflex.                                    Tierärztin Dr. Maria de la Paz Salinas
                                                                                               (Argentinien)
            Unverzichtbar:Kontakt mit der Mutter
            Die Welpen kriechen, um sich fortzubewegen.
            Da ihre motorischen Fähigkeiten noch begrenzt
            sind, können sie sich nicht aufrecht halten.
            Wenn ein Welpe sich vom Rest des Wurfes ent-
            fernt hat, ist er aufgeregt, bringt dies mit hellen
            Lauten zum Ausdruck und hört nicht auf, bis er  Während  dieser  neonatalen  Phase
            wieder Kontakt zu den anderen hat. In der Regel  (Neugeborenen Phase) zeigt der Welpe eine
            hört die Mutter das Heulen und dirigiert ihren  hochentwickelte, taktile Sensibilität sowie
            Welpen zurück in die Mitte des Wurfes.  Geschmackssinn. Er kann bereits auf die
                                                 Grundgeschmäcker reagieren. In dieser Zeit baut
            Am Ende einer Mahlzeit wendet sie sich ihren  die Mutter eine Verbindung zu ihren Welpen auf
            Welpen und deren Körperpflege zu. Sie stimu-  und alles, was diesen Kontakt unterbindet, be-
            liert die Perianalregion ihrer Welpen, und löst  deutet für sie hohen Stress. Diese Bindung ist
            damit den Perianalreflex aus, der die Welpen  spezifisch, selbst wenn es möglich ist, den
            veranlasst, Kot und Urin abzusetzen; beides  Welpen einer anderen Hündin unterzulegen.
            nimmt die Mutter auf. Danach legen sich die  Nur ihre Welpen können die Mutterhündin be-
            Welpen erneut in einer Gruppe zusammen und  ruhigen.
                                                                                                                         © Grossemy
            schlafen.


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            Die Sozialisation desWelpen

            In einer langen Lernphase erwirbt derWelpe alleVerhaltensregeln für das Leben im Rudel.
            Das beginnt im Alter von etwa sechs Wochen und endet etwa mit dem Alter von vier
            Monaten. Fehlentwicklungen in der Zucht und Ausbildung in dieser Lebensphase können
            Auswirkungen auf ein glückliches und harmonisches Zusammenleben mit dem späteren
            Besitzer und seinem Begleiter haben.
            DerWelpe kommt auf dieWelt,ohne zu wissen,zu welcherTierart er gehört.Er muss erst
            deren spezifischeVerhaltensweisen erlernen.Er erhält die entsprechenden Informationen
            auf eine irreversibleArt,die man als prägend bezeichnet.Ein schlecht geprägtesTier ist für
            seine Art verloren.
            Dieses Lernen findet ihm Spiel mit Brüdern, Schwestern und der Mutter statt.Als ausge-
            wachsenesTier kann er deshalb seinen Sexualpartner erkennen,eine Zurückweisung oder                          © Duhayer/Royal Canin
            die Flucht vor seinen eigenen Artgenossen wird vermieden.



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