Page 3 - Der bayerische Bildungs- und Erziehungsplanund dessen Umsetzung
P. 3

Bildung  ist  zu  verstehen  als  Ressource  der  Lebensführung,  als  Empowerment,  als  Aneignung  von
               Selbstbildungsmöglichkeiten  und  als  Gelegenheitsstruktur  zur  eigenbestimmten  Lebensführung.
               Bildung  meint  zwar  auch  Wissenserwerb,  geht  aber  nicht  darin  auf.  Lernen  findet  im  Kontext  statt.
               Lernen ist ein sozialer Prozess, an dessen Konstruktion das Kind selbst, die Fachkräfte, die Eltern und
               andere beteiligt sind.

               Neurowissenschaften, Bildungsforscher und Entwicklungspsychologie stellen die Bedeutung der ersten
               sechs Jahre für das lebenslange Lernen heraus. Die Entscheidung über die Schulkarriere fällt zwischen
               dem  vierten  und  siebten  Lebensjahr  –  so  ein  Fazit  der  OECD-Studie.  Wo  aber  in  Kindergärten
               Gemütlichkeit verordnet wird in überdekorierten Räumen, wo der Blick in die Außenwelt behindert wird
               durch  Schablonenschmetterlinge  und  Bilderbuchwolken  an  den  Fenstern,  da  sind  Kinder  weniger
               unterfordert als gelangweilt und in ihrem Potenzial unterschätzt.“ Lernen funktioniert am besten, wenn
               es auf Fragen des Kindes bezogen ist, auf die von ihm selbst gestellten Probleme. Dabei brauchen
               Kinder die anderen, die Anregen und Begleiter, Menschen, die etwas von Kindern erwarten und sich
               immer wieder von ihnen überraschen lassen. Kinder können mit dem Lernen bereits mit vier Jahren
               anfangen. In der Neuropsychologie ist es inzwischen unumstritten, dass es zwei große Lernfenster gibt:
               das eine schließt sich mit etwa fünfeinhalb, das andere liegt in der Pubertät.

               6.1 Kompetenzorientierung

               Von Geburt an bilden personale, kognitive, emotionale und soziale Basiskompetenzen die Grundlage
               für den weiteren Lern- und Entwicklungsprozess. Kompetenzen verknüpfen immer Wissen und Können
               miteinander. Zentrale Aufgabe der Kita ist die Stärkung der Kinder in ihren Kompetenzen.

               Basiskompetenzen sind die Wurzeln, die die Kinder brauchen, um sich gesund entwickeln zu können.
               Je besser die Kompetenzen ausgebildet sind, desto besser kommt ein Kind im Leben mit allen Höhen
               und Tiefen zurecht. Gut ausgebildete Basiskompetenzen sind die Voraussetzung für eine erfolgreiche
               Bewältigung von Übergängen.

               6.1.1 Personale Kompetenzen


               Physische  Kompetenz:  Entwicklung  der  Grob-  und  Feinmotorik  (laufen,  hüpfen,  klettern,  fädeln,
               weben…), Anspannung und Entspannung spüren, Kräfte einschätzen, körperliche Grenzen erkennen,
               Gesundheit und körperliches Wohlgefühl wahrnehmen.

               Motivationale Kompetenz: Motivation ist der kindliche Antrieb. Das Kind lernt seine Interessen kennen, stellt
               fest: “ich kann etwas bewirken”, Neugierde wird geweckt, Grenzen

               werden getestet, Erfahrungen gesammelt. Ist das Kind kompetent genug, kann es anderen Hilfestellung
               geben.

               Selbstwahrnehmung:  Das  Kind  erlebt  Erfolge  -  diese  geben  ihm  Sicherheit,  Selbstwertgefühl,
               Selbstbewusstsein → ein positives Lebensgefühl wird gestärkt

               Erleben von Niederlagen - Ansporn für das Kind, entwickeln von neuen Strategien

               Kognitive Kompetenz: Erleben mit allen Sinnen. Die ganzheitliche Wahrnehmung regt Erkennungs-,
               Gedächtnis-  und  Denkprozesse  an.  Die  Kinder  erwerben  Wissen,  speichern  dieses  und  lernen  es
               abzurufen.

               6.1.2 Soziale Kompetenz

               Kinder  lernen  durch  Nachahmung.  Deshalb  achten  wir  auf  unsere  Körpersprache,  unsere
               Ausdrucksweise  sowie  unsere  Handlungen.  Hierdurch  vermitteln  wir  dem  Kind  wichtige  Werte.
               Wertschätzung, Höflichkeit, sich
   1   2   3   4   5   6   7   8