Page 25 - Moderne Heimerziehung heute
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Sara Anna Wirbals Die Systemische InteraktionsTherapie Zwei Grundannahmen sind hier auszumachen: Zum einen zeigt sich das Verständnis, Heimerziehung heute – im Gegensatz zum familienersetzen- den Charakter früherer Verständnisweisen der Heimerziehung – v. a. als familienunterstützendes bzw. familienergänzendes Angebot zu betrachten. Dementsprechend soll die begleitende Unterstützung und Beratung der Fa- milie zur Verbesserung der Erziehungsbedingungen in der Herkunft sfa milie beitragen, sodass die Erziehung des Kindes im optimalen Fall wieder von den Eltern realisierbar ist (vgl. Trede; Winkler 1995, 229). Zum anderen zeigt sich die Konzentration auf eine Erziehung der Kinder und Jugendli chen zur Selbstständigkeit hin. So soll Heimerziehung die Kinder und Ju gendlichen in allen Fragen der Lebensführung, so auch in Fragen der schulischen bzw. beruf ichen Ausbildung und Beschäft igung, beraten und unterstützen (vgl. Münder u. a. 2003, 319ff ). Eine wesentliche Aufgabe der Heimerziehung ist es demnach, den Kindern und Jugendlichen einen Lebensort zu bieten, der ihre Zukunft schancen opti- miert. Kinder und Jugendliche, bei denen eine stationäre Unterbringung für notwendig erachtet wird, sind mit besonderen Problemlagen belastetet, die gesellschaft lich, individuell und/oder familiär begründet sind (vgl. Günder 2007). 2.4 Klientel der Heimerziehung Kinder und Jugendliche, die in stationären Institutionen der Erziehungs- hilfe leben, gelten als belastet (vgl. Kormann 2006, 29). Sie weisen mehr oder weniger stark ausgeprägte Schwierigkeiten, Störungen, Auff älligkeiten und Abweichungen auf, die sich auf ihren Verhaltens- und Erlebensbereich erstrecken. Diese Probleme erfolgen meist aus den besonderen Biogra phien der jungen Menschen (vgl. Günder2007, 31). Das Forschungsprojekt JULE, welches in den Jahren 1995 bis 1998 am In stitut 5 für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen durchgeführt wurde , 25 15.07.2011 10:25:13 Moderne_Heimerziehung.indb 25 15.07.2011 10:25:13 Moderne_Heimerziehung.indb 25