Page 87 - Werder-Schach-Magazin-2015-1
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•	 Zwei Leichtfiguren gegen zwei andere Leichtfiguren und etwas schwä-
     chere Felder(Rolf Hundack – Joachim Asendorf 1 : 0)

•	 Turm und Läufer gegen Turm und Läufer der anderen Farbe (Rüdiger
     Kürsten - David Höffer, 1 : 0)

Viele interessante Konstellationen also – da kommt viel Arbeit auf      Ulrich Krause ahnt nichts
Karsten Müller und Frank Lamprecht zu, die Hamburger Endspie-                       Gutes
lexperten, wenn das wieder alles aufgearbeitet werden soll für
eine Neuauflage ihres hinreißenden Standardwerkes „Grundlagen
der Schachendspiele“.

Vielleicht gab es ja sogar eine theoretische Feinheit in einer der Partien? Oder eine späte
Neuerung? Mit Grüßen nach Hamburg sei hier vor allem Keymer – Müller für eine nähere

Betrachtung empfohlen.

Schwierig, schwierig also alles, und ich kann von Glück sagen, dass mich Altmeister Lev
Gutman schon bald nach dem 20. Zug in die Niederlage entlassen hat, als das Brett noch
ziemlich voll war.

                      Kein Endspiel darum bei mir, nur ein gutgemeintes Bauernopfer,
                      das das Ende des Spiels bedeutete, und umso mehr Zeit hatten
                      wir darum für eine ausgiebige Analyse nach der Partie - das soll ja
                      ganz gut sein, um irgendwann mal besser zu werden beim Schach.

                      Und es ist eine Freude, sich mit Lev Gutman noch einmal durch
                      die Partie zu bewegen. Lev ist ein leidenschaftlicher Kämpfer, und
                      war als Sekundant an der Seite Korchnois mit dabei, als Schachge-
                      schichte geschrieben wurde. Sehr, sehr beeindruckend.

  Lev Gutman 1982     Die letzten Partien des Tages endeten nach guten sechs Stunden,
(Foto: Gerhard Hund)  so dass die Interessierten noch rechtzeitig a) zum Abendbrot eilen,
                      b) die späten Tore von Manchester City sehen und c) ich noch eine

Blitzpartie spielen konnte, und das auch noch mit Spartak Grigorian und Willi Skibbe, die

beide recht eigenartige Eröffnungen wählten (1.d2-d4, d7-d6?, und 1.g2-g3!?).

So ein bisschen Blitzen, das ist wie Bolzen auf dem Fußballplatz – es geht um nichts, man
kann die Figuren mal irgendwo reinhauen, und falls das gar nicht geht, ist es auch nicht wei-
ter schlimm. Das alles macht den Kopf frei, für die mentale Stärkung während einer Meis-
terschaft. Wichtig ist das, denn wie wir heute erfuhren, ist für morgen um 15 Uhr ja schon
wieder die nächste Runde angesetzt- da kennen die Turnierleiter ja nichts!

Die Meisterschaft selber stand heute so ein bisschen auf der Stelle – überall wurde manö-
vriert an den vorderen Brettern, man fuhrwerkte herum, und am Ende kam dann meistens
doch nur ein Remis dabei heraus.

Nun ist so ein Unentschieden ja oft das logische Ergebnis, auch im Sinne der Brüderlichkeit,
doch es hilft meist nicht, wenn man den Sprung an die Tabellenspitze plant. (Nur Niederla-
gen sind in dieser Hinsicht noch weniger hilfreich.) Der amtierende Deutsche Meister Klaus
Bischoff hat dagegen zu einem Zwischenspurt angesetzt und holte gegen Thilo Kabisch den
zweiten Punkt in Folge.

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