Page 11 - Festschrift-Aktuell
P. 11
auf Kosten der Sektionskasse, und außer dem jener Zeit. Nicht zuletzt, dank der Bemühungen
waren ein schwarzer Anzug, Zylinder, Ver- des Präses Braun, konnte die Sektion wieder
bandsabzeichen und ein blauweißer Knopf gefestigt aus dieser Prüfung hervorgehen, was
strenge Vorschrift. An der Generalversamm- dann der 7. März bewies.
lung vom 16. Dezember 1910 wurde dann über Jj. Hirzel hatte ein Projekt ausgearbeitet, das ei-
das Berner Fest berichtet, leider ohne nähere nen kostümierten Umzug mit einer „Hochzeit in
Angaben. Dagegen wurde festgestellt, dass Seldwyla“, einer Unmenge Biedermeiervolk,
sich der Präses in der letzten Zeit nur mehr den „Sieben Aufrechten“, einer historischen
sehr wenig - um die Sektion gekümmert habe. Schlosswache, Wagen und Fußvolk brachte und
Wahrscheinlich werden ihm die Eigenmächtig- derart Propaganda machte, dass die Stadthalle bis
keiten seines Vize-Präses, sowie die Umtriebe auf den hintersten Platz angefüllt wurde.
der oft erwähnten „Aussersihler-Clique“ zuge- Mittlerweilen hatten sich die drei schwei-
setzt haben, sodass man ihm schließlich immer zerischen Sektionen: Zürich, Basel und Bern, zu
wieder Vernachlässigung seiner Amtspflichten einem Kartell zusammengeschlossen, zwecks
vorwerfen konnte. Tatsächlich ist Jj. Braun besserer Wahrung der beruflichen Interessen, Be-
immer amtsmüder geworden. Doch darf er- handlung gemeinsamer Berufsfragen und Festi-
wähnt werden, dass zur Zeit seiner großen gung der Solidarität und Freundschaft. Der erste
Liebe für S. w. J., Jj. Braun mehr als einmal, Bundestag fand am 17. August 1911 statt, Zürich
durch Geschäfte am pünktlichen Erscheinen wurde Vorort und Jj. Bloch erster Präsident. Die
verhindert, schweißtriefend gleich nach der Früchte des allerdings nur kurzen Zusam-
Eröffnung ins Lokal stürmte, weil er „ menarbeitens waren sehr wesentliche.
pünktlich wie gewohnt“, um 2 Uhr 31 eröffnen An weiteren Betätigungen unserer Sektion nach
wollte. Er selber tat sein Möglichstes, dass die außen seien noch folgende Ereignisse dieser Epo-
Mitglieder ebenfalls dabei anwesend waren, che erwähnt: am 19. September 1906 zogen 18
und er erhielt auch am 30. Oktober 1908 für Zürcher Joldjungen nach Mühlhausen i. E. zur
seine musterhafte Führung und Arbeit einen Sanktionierung. Am 25. und 26. Mai 1909 acht
Lorbeerkranz zugesprochen. Zu dieser muster- Joldjungen an die Bannerweihe nach Straßburg i.
haften Führung gehörte auch, dass er unruhige E., wo die Sektion Zürich die Patenstelle über-
Mitglieder rücksichtslos in Strafe verfällte, nahm, und am 27., 28. und 29. Mai gleichen Jah-
und er kann so vielen seiner Nachfolger bis in res gingen hiesige Delegationen nach Karlsruhe,
die jüngste Zeit, zum Vorbild dienen. In seine resp. Mannheim, ebenfalls zur Sanktionierung.
Amtszeit fällt auch der Beschluss, dass Vor- Derartige Freundschaftsbesuche trugen viel dazu
standsmitglieder, die den Vorstandssitzungen bei, das Prinzip der Internationalität, das ja ei-
ohne gut begründete Entschuldigung fernble i- gentlich bei in der Regel weitgereisten Joldjun-
ben mit Fr. 1.-- gebüßt werden. Ebenso wurde gen nicht besonderer Förderung bedarf, den
zu seiner Zeit der Antrag von Jj. Paul Huber, Schweizern näher zu bringen und ihnen verständ-
Joldjungen, die unentschuldigt viermal an der lich zu machen, dass es auch außerhalb unserer
Sitzung fehlen, wegen Interesselosigkeit zu enggezogenen Grenzpfähle etwas wie Menschen
streichen, einstimmig angenommen, was laut gibt.
mehreren Protokollen sich sofort während ei- In die Amtszeit des Präsident Braun fällt eben-
ner Zeit durch bessern Sitzungsbesuch oder falls die Lokalverlegung vom „Schlauch“ nach
mindestens entsprechende Entschuldigungs- dem am Limmatquai gelegenen Hotel „Bären“,
schreiben auswirkte. Im Jahre 1909 verloren wohin unser Saufboss Wollbrett umgezogen war.
wir den Mitbegründer, eifrigen Förderer und Schon war ja der „Schlauch“ für uns zu eng ge-
begeisterten Joldjungen Karl Hummel, der in worden, und da sich Jj. Wollbrett stets als flotter
Ausübung seines Berufes vom Schlage getrof- Joldjunge und für unsere leibliche Stärkung unei-
fen und hingerafft wurde. Sein Andenken wird gennützig besorgter Wirt erwiesen hatte, fand
uns ewig teuer bleiben. Das Jahr 1910 brachte nach der Renovierung des „Bären“ am 31. Okto-
innere Differenzen. entstanden durch persönli- ber 1910 die feierliche und äußerst gemütliche
che Meinungsverschiedenheiten, sich fast bis Einweihung des neuen Lokales statt.
zur Entzweiung entwickelten. Separatistische Es mag sehr wohl auch dem Jj. Braun mitzuver-
Tendenzen, entstanden aus dem ungemessenen danken sein, wenn im Frühjahr 1911 endlich bei
Ehrgeiz eines Einzelnen, waren das Merkmal den hiesigen Patentbüro ein Erfolg in dem Sinne